Einmal pro Woche trifft sich die Betreuungsgruppe demenziell Erkrankter bei Kaffee und Kuchen, um gemeinsam zu singen, zu malen oder sich einfach auszutauschen. Dabei sind Bilder zum Thema "Die vier Elemente" entstanden, aus denen eine Ausstellung im Foyer des Gautinger Rathauses zusammengestellt wurde. "Manchmal finden die Teilnehmer keine Worte, dann kann man die Heilkraft des Malens nutzen," erklärt Sozial- und Kunstpädagogin Viola Lombard, die Leiterin der sechsköpfigen Gemeinschaft und greift ein Zitat des Künstlers Joseph Beuys auf "Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen. Er ist ein Künstler. Da wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler."
Die vier Elemente wurden über den Ansatz der gemeinsamen Heimat Gauting, der Erde als "Mutter des Lebens", zum Thema der Bilder. Jugendliche Erinnerungen wie das Wasserholen an den Brunnen der Kindheit, spiegeln sich in den Werken wider. In den Beiträge zum Element Wasser dominieren Blautöne. Auffällig ist, dass kaum stehende Gewässer gezeichnet wurden, meist handelt es sich um Abbildungen von Flüssen oder Bächen. In den Bildkommentaren findet sich eine mögliche Erklärung. Fließende Gewässer schenken Leben und verleihen die Kraft der Jugend zurück, heißt es dort. Die Luft wird vor allem durch ihre Bewohner dargestellt. Schmetterlinge und andere Tiere der Lüfte tummeln sich auf den Zeichnungen.
"Kreative Fähigkeiten sind Ausdruck von Gedanken und Gefühlen," erzählt Lombard von ihrem Ansatz. Sie achte außerdem darauf, den Teilnehmern ihrer Gruppe auf Augenhöhe zu begegnen und zu vermitteln, dass persönliche Geschichten und Erfahrungen eine Berechtigung innerhalb der gemeinsamen Gespräche haben. Unterstützt wird sie dabei von den beiden ehrenamtlichen Helferinnen Barbara Bayer und Ursula Rutz. Alle drei haben eine Demenzschulung absolviert, um bestmöglich auf die Senioren eingehen zu können.
Inga Schauder, Leiterin der Gautinger Insel, in der die Betreuungsgruppe beheimatet ist, freut sich über positive Beobachtungen: "Wir haben eine harmonische, gut gewachsene Gemeinschaft." Zudem sei das Angebot für betreuende Angehörige eine willkommene Entlastung. Vor zweieinhalb Jahren hat die Gautinger Insel das Projekt ins Leben gerufen, zwölf Senioren haben sich seitdem beteiligt.
Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger sagte bei der Eröffnung der Ausstellung: " Ich bin begeistert von der großen Resonanz auf die Betreuungsgruppe." Und tatsächlich kommt das Angebot weiterhin gut an, es gibt eine Warteliste mit fünf Senioren für die nächsten verfügbaren Plätze. Die Ausstellung ist noch bis Dienstag, 10. November im Rathaus an der Bahnhofstraße 7 zu sehen.