Gauting:Der nächste Würfel

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In unmittelbarer Nähe des Gautinger Rathauses soll ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen, das im Stil des Santowski-Baus gehalten ist

Von Michael Berzl, Gauting

Das Gautinger Rathaus bekommt einen Zwilling. In unmittelbarer Nähe des Backsteingebäudes an der Bahnhofstraße ist ein nach vorne hin würfelförmiger Neubau mit Klinkerfassade in einem ähnlichen architektonischen Stil geplant. Vier Etagen hoch, mit Büros im Erdgeschoss und kleinen Wohnungen in den Etagen darüber. Für die Bewohner ist eine Gemeinschaftsterrasse auf dem Dach vorgesehen, auch eine Tiefgarage mit Zufahrt von der Schulstraße ist geplant.

Entwürfe für das Wohn- und Geschäftshaus, das eine Immobilienfirma aus Grünwald errichten will, wurden am Dienstag im Bauausschuss vorgestellt. Demnach ist ein zweiteiliger Gebäudekomplex geplant, sodass eine geschlossene Fassadenfront von der Kreuzung am Hauptplatz bis zu einer kleinen Grünfläche im Eigentum der Gemeinde entsteht. Nach dem ebenfalls würfelartig wirkenden Neubau auf dem sogenannten Grill-Grundstück schräg gegenüber und dem von der Firma Sontowski geplanten Wohn- und Geschäftshaus auf dem ehemaligen Grundschulareal ein Stück weiter oberhalb an der Bahnhofstraße wird damit im Ortszentrum ein weiterer stadtplanerischer Akzent gesetzt.

Die alte Bergmoser-Villa an der Bahnhofstraße in Gauting wird abgerissen, um Platz zu schaffen für einen Neubau. (Foto: Georgine Treybal)

Ein Akzent, der nicht allen gefällt. "Das ist schon ein Hammer", findet zum Beispiel der Architekt und Stadtplaner Andreas Romero, der die Debatte im Ausschuss als aufmerksamer Zuhörer verfolgte. Er ist vom Fach, beobachtet die Entwicklung seines Heimatortes kritisch und hat auch eine Veranstaltungsreihe zum Thema Architektur mit organisiert. "Die Wucht der Kubatur ist ein weiterer Markstein in der Ortsentwicklung", sagte er der SZ.

Grünen-Gemeinderat Heinrich Moser kritisierte in der Sitzung, bei der Planung stünden finanzielle Interessen im Vordergrund: "Es hat sich immer nur darum gedreht, was man maximal aus der Fläche machen kann." Vergeblich forderte er, ein Phantomgerüst aufzustellen, damit die Gautinger sehen können, was sie dort erwartet. Der Vorschlag wurde mehrheitlich abgelehnt; dafür stimmten nur die Vertreter der Grünen.

Um Platz zu schaffen für den Neubau, muss ein vergleichsweise gemütlicher Altbau mit Terrasse und Turm abgerissen werden, der bisher noch auf dem Grundstück in zentraler Lage an der Ecke von Schulstraße und Bahnhofstraße steht. Im Erdgeschoss der sogenannten Berrmoser-Villa hatte Kirsten Platzer bis vor drei Jahren ihren Schreibwarenladen mit dem Namen "Ratzefummel", der sich nun gleich um die Ecke an der Starnberger Straße befindet.

Die Schaufenster ihres ehemaligen Ladens sind zugeklebt, das Haus steht leer. Dass seine Tage gezählt sind, steht schon länger fest. Im vergangenen April hatte der Bauausschuss beschlossen, einen sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Areal zu entwickeln. Ausdrücklich heißt es in den Vorgaben der Münchner Planerin Claudia Schreiber, dass die "Formensprache des Rathauses" aufgenommen werden soll. Im Erdgeschoss ist demnach eine Verwaltungs- und Dienstleistungsnutzung mit "maximaler Transparenz" der Fassade vorgesehen. Dazu gehören auch Arkaden mit Säulen. In den Obergeschossen sind Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen geplant. Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt in der Schulstraße.

Die geplante Fassadengestaltung ist bewusst angelehnt an den Backsteinbau des Rathauses und erinnert an den geplanten Sontowski-Bau ein Stück weiter oben. Animation: Weickenmeier, Kunz + Partner (Foto: Architekt)

Animationen zeigen, wie das neue Ensemble zwischen Rathaus und bestehenden Gebäuden am Hauptplatz einmal aussehen könnte. Die Klinker-Fassade in der Fotomontage erinnert ein wenig an den Sontowski-Bau .

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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