Gauting:Das Rathaus als Energieschleuder

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Gauting will im Verbund mit Gilching und anderen Kommunen bis zu zehn Prozent Strom und Wärme sparen. Dafür muss die Gemeinde erst einmal den Verbrauch in den eigenen Gebäuden ermitteln - gar nicht so einfach

Von Blanche Mamer, Gauting

Wieviel Energie verbraucht das Gautinger Freibad? Wie sieht es mit der Energieeffizienz im Rathaus aus, im Bosco, in der Josef-Dosch-Grundschule oder der Paul-Hey-Mittelschule? Das Problem ist: Es gibt keine genauen Zahlen über die Energieverbräuche der kommunalen Liegenschaften. "Seit einem Jahr erfasse ich systematisch die Zählerwerte der einzelnen Einrichtungen", sagt Wilhelm Rodrian, Umweltbeauftragter im Gautinger Rathaus. Das sei bis dahin nicht passiert, bei der Verbrauchsberechnung müsse er sich auf mehr oder weniger gut strukturierte Rechnungen stützen. Und daraus ergibt sich, dass die Gemeinde einen großen organisatorischen Nachholbedarf hat. Das war auch eins der ersten Ergebnisse, die beim 2017 gegründeten, staatlich geförderten kommunalen Energieeffizienznetzwerk herausgekommen ist, zu dem sich neun bayerische Kommunen zusammengeschlossen haben.

Drei Jahre Zeit geben sich neben Gauting und Gilching, die Städte Geretsried, Olching, Pfaffenhofen an der Ilm, Puchheim, Unterschleißheim, Vöhringen und Wolfratshausen, um im Bereich der Energieeinsparung und Energieeffizienzsteigerung voranzukommen. Netzwerkträger sowie energietechnischer Berater ist das Institut für Systemische Energieberatung an der Hochschule Landshut (Ise). Projektleiterin Katharina Zeiser berichtete im Gautinger Umweltausschuss, der erste Schritt sei die Bestandsaufnahme, danach komme der Vergleich zu den übrigen Kommunen und die Suche nach Optimierungsmöglichkeiten. Ein Ziel sei, den Stromverbrauch um zehn Prozent und die Wärmenutzung um sechs Prozent zu senken.

Und dafür brauchte es erst mal eine genaue Kenntnis der Verbräuche. Für jede einzelne Liegenschaft müssen Steckbriefe erstellt werden, dann werden die Einsparpotenziale anhand von Kenn- und Erfahrungswerten abgeschätzt. In Gauting sind zehn verschiedene Einrichtungen detailliert betrachtet worden, darunter das Sommerbad, die Schulen, das Gymnasium, das Jugendzentrum und das Rathaus. Rodrian schildert die Situation im Rathaus, das, erbaut zu Beginn der 1970er-Jahre, mit seinen großen Fenstern eine Energieschleuder ist. "Im Winter, wenn die Mitarbeiter in der Früh die Heizung voll aufdrehen, wird es im Erdgeschoss schön warm, doch schon im ersten Stock friert man, und im Bauamt, im zweiten Stock sind die Büros in Richtung Norden eisig kalt." Die untersuchten Liegenschaften haben einen Stromverbrauch von 580 Megawattstunden pro Jahr und einen Wärmeverbrauch von 2844 Megawattstunden.

Im nächsten Schritt wird untersucht, welche Arbeiten notwendig sind. Die Regelung des Heizkessels gehe relativ einfach, meint Zeiser, der Austausch der Fenster, bessere Dämmung, Fotovoltaikanlagen oder Wärmeverbund seien schon größere Aktionen. Die Nutzung der Sonnenenergie sei beispielsweise eine Option für den Kindergarten Hokus-Pokus. In der Mittelschule hilft ein Austausch der Fenster aus dem Jahr 1985. Bei der Turnhalle könne die Soll-Temperatur von 21 auf 17 Grad reduziert werden. Für das Bosco wäre ein Wärmeverbund mit angrenzenden Gebäuden hilfreich. Durch die Gemeinschaft kommen die beteiligten Kommunen nicht nur leichter an Fördermittel des Bunds, so Zeiser, es sei zudem möglich, bei den Energiebetreibern erhebliche Rabatte herauszuschlagen. Im Verbund bringe die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED durchs Bayernwerk finanzielle Vorteile.

Einige der vorgeschlagenen Sanierungen seien bereits eingeplant, sagte Rodrian. Er hatte noch eine weitere positive Nachricht: Gauting ist demnach in letzter Minute überraschend ins Förderprogramm Energie-Coaching des bayerischen Wirtschaftsministeriums gerutscht. Die Gemeinde bekommt 10 000 Euro eigens für Energieberatung. "Das ist eine ideale Kombination. In Absprache mit dem Hochbauamt arbeite ich an einer Optimierung der Heizungsregeltechnik hier im Haus", sagte er. Zudem solle die Hackschnitzelanlage im Bauhof überprüft werden.

© SZ vom 04.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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