Gauting:Das neue Bildnis des Dorian Gray

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Die 34 Künstler der Reismühle in Gauting öffnen wieder ihre Ateliers. Maler, Bildhauer, Keramiker, Schmuckdesigner, Objektkünstler und Fotografen zeigen ihre Werke.

Blanche Mamer

Sie schätzen das Ambiente und die Atmosphäre in der Reismühle, den Austausch, die Gespräche und gemeinsame Aktionen: die vielen verschiedenen Künstler, die in dem Gebäude südlich von Gauting arbeiten. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

GautingSie sind wie ein großes Künstler-Kollektiv: Ob Maler, Bildhauer, Keramiker, Schmuckdesigner, Objektkünstler oder Fotograf - alle 34 Künstler, die ein Atelier oder eine Werkstatt in der Gautinger Reismühle haben, schätzen das Ambiente, die Atmosphäre, den Austausch, die Gespräche, gemeinsame Aktionen. An diesem Wochenende öffnen sie bereits zum 14. Mal ihre Ateliers, um bei den Ateliertagen ihre neuesten Werke zu präsentieren.

Im Hof der Anlage sind verschiedene Skulpturen versammelt: von Ulrich Schweiger eine tanzende Eisenfigur, die stabil und leicht zugleich wirkt, oder der "große Schreitende", eine klare, aus einem Rechteck gearbeitete Stahlplastik von Elke Groebler. Inmitten verschiedener Steinformen und einem riesigen alten Baumstamm ist die Keramikerin Jutta Körner dabei, eine Büste ihrer "Gesprächsrunde" mit grünen, roten und blauen Streifen in eine kleinkarierte Type zu verwandeln. "Ich weiß nicht, ob die Figur bis zum Freitag fertig gebrannt ist", sagt die Künstlerin. Neben der "Gesprächsrunde" und den Stier-Plastiken, die so etwas wie ein Markenzeichen sind, stellt sie auch drei neue "Tänzerinnen"-Figuren aus. Daneben arbeitet Ulrich Schweiger an einer seiner unzähligen tanzenden Figuren mit typisch aufgerissenen Mündern und riesigen Händen. Ums Eck, im Vorraum zum Atelier von Elke Groebler, sitzt eine lebensgroße Dame aus Pappmasché, sie ist rund und üppig und so ganz anders als die Keramikakte oder die geometrischen Eisenskulpturen, die sich aus geraden Platten entfalten und zu dreidimensionalen Plastiken werden, für die die Künstlerin bekannt ist.

"Wasser" ist in diesem Jahr das herausragende Thema in den Bildern. Wie beispielsweise bei Veronika Zacharias. "Große Welle" und "Fels in der Brandung" nennt sie ihre großen Wasserbilder, die in Erinnerung an Südafrika gemalt hat. Daneben beschäftigt sie das Thema Begegnung und Dialog, sie malt gern Frauen in ihrem gewohnten Umfeld, in Indien, in Marokko. Zudem zeigt sie neue Arbeiten in verschiedenen Drucktechniken. Auch Carin Munzert hat sich heuer hauptsächlich dem Wasser verschrieben: Wellen, Wasserströme, Boote, Wasserpflanzen in Türkis-, Grün- und Blauabstufungen finden sich in ihren abstrakten Bildern.

Neben den Reismühlen-Künstlerinnen der ersten Stunde wie beispielsweise Erika Pusch, die abstrakte Bilder in zurückhaltenden Erdfarben malt, Christine Wieland, die ihre neue, hochpolitische Serie "Bruderkuss" vorstellt, oder Iris Schilcher, die nach ihren sehr farbigen Blumenbildern jetzt zu monochromen, flächigen, oft blauen Arbeiten kommt, gibt es auch ein paar Neuentdeckungen. So teilt die Malerin Claudia Atorpé ihr Studio jetzt mit Tochter Bianca Atorpé, die während eines Sabatical als Architektin nun Raum-Installationen vorstellt, darunter eine dreidimensionalen Foto-Bild-Montage vom größten Flüchtlingslager der Welt, reduziert auf 20 mal 20 Zentimeter.

Auch die Objekte von Christina Paeschke sind ein genaues Betrachten wert. Sie ist seit drei Jahren in der Reismühle und zeigt heuer vor allem ihre Verdichtungsbilder, für die sie die Seiten von Büchern zerschneidet und zerreißt und sie neu zusammensetzt, das "Bildnis des Dorian Gray" ist so neu entstanden. Aus dem Roman "1084" von Murakami hat sie ein Brautkleid für die Protagonistin Aomame gestrickt. Oder aus den Videobändern der Kult-Serie "Sex and the City" hat sie für Mode-Ikone Carrie Bradshaw ein langes, schmales Strickkleid mit Schlitz und Schleppe geschaffen.

Die Ateliers - nicht zu vergessen die Räume in Haus B und im Turm der Reismühle - haben am Freitag von 17 bis 21 Uhr offen. Am Samstag startet der Betrieb bereits um 11 Uhr und geht bis 19 Uhr. Von 20 Uhr an spielt die Bluewave Jazzgroup und Kai Lauber und friends. Sonntags sind die Werkstätten von 11 bis 18 Uhr offen. Ein mobiles Catering kümmert sich um Essen und Trinken. Führungen durch die Ateliers sind Samstag und Sonntag, jeweils um 12 und 15 Uhr.

© SZ vom 11.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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