Gauting:Böse Überraschung beim Kinobau

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Auf dem Grundstück beim Bahnhof sind im Boden wesentlich mehr Altlasten, als zu erwarten war. Der Aushub muss nun in Container gebaggert und genau untersucht werden. Das verursacht zusätzliche Kosten.

Von Blanche Mamer

GautingNach dem Abriss der alten Toilettengebäude am Gautinger Bahnhof ging auf der Baustelle für das geplante Kino und das Büro- und Ärztehaus lange nichts voran. Der Grund: Bei einer ersten Untersuchung des Baugrunds waren erheblich mehr Schadstoffe im Boden gefunden worden als zunächst angenommen. "Ich bin völlig sprachlos. Ich hoffe nur, dass ich nicht allein für die Entsorgung aufkommen muss", hatte der Bauherr des Kinos, Matthias Helwig, der SZ gesagt. Er sei im Gespräch mit der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Sie müsse aber zuerst mit dem Gemeinderat beraten und prüfen lassen, ob und in welchem Maß sich die Gemeinde beteilige.

Nun ist die Sache klar: In einer nicht öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderates am Dienstag stand das Thema auf der Tagesordnung. Das Rathaus bestätigte nun, dass im Zuge der beginnenden Aushubarbeiten festgestellt wurde, "dass erheblich mehr Altlasten vorhanden sind als erwartet". Und weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Gemeinde ist verpflichtet, an der Beseitigung dieser Altlasten mitzuwirken. Damit der Bau des Kinos ohne weitere Verzögerungen voran schreiten kann, wird der Aushub der betreffenden verunreinigten Erden in Container verfüllt und in der Nähe der Baustelle gelagert, bis die Beprobung erfolgt ist. Danach werden die Altlasten zu einer geeigneten Deponie verbracht und dort entsorgt." "Das heißt, dass wir uns finanziell beteiligen müssen", sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Nach dem Bundesbodenschutzgesetz hafte der Voreigentümer für eventuelle Schadstoffe im Untergrund.

Helwig hatte vor einem Jahr das Grundstück nördlich vom Bahnhofsgebäude erworben, wo er nach den Plänen des Starnberger Architekten Nikolai Baehr ein großes Kino mit vier Sälen, einem Café und einem Veranstaltungssaal bauen will. Es könnte 320 Zuschauern Platz bieten. Neben dem Kinogebäude, oberhalb der Pippin-Unterführung, baut der Immobilienunternehmer Josef Reichenberger außerdem ein dreigeschossiges Büro- und Geschäftshaus, das noch möglichst in diesem Jahr fertig werden soll.

Im Zuge der Baugrunduntersuchung hatte sich herausgestellt, dass sich unter der Humusschicht eine etwa drei Meter dicke dunkle Erdschicht unbekannter Herkunft befindet. Dabei handelt es sich wohl um Schlacke von der Bahn, wie die Bürgermeisterin bestätigte. "Wir sind völlig überrascht worden, denn im Gutachten der Bahn, im Rahmen der damaligen Kaufverhandlungen, war nur eine normale Verschmutzung angegeben", sagte sie. Dass der Hang mit Schlacke aufgeschüttet wurde, habe niemand gewusst. Wie giftig die Bodenschicht sei, müsse auch erst untersucht werden. Zunächst war das Gelände auf eventuelle Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht worden. Das war notwendig, da im Juli 1944, ein Tag nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler, amerikanische Flieger Bomben auf Gauting abgeworfen hatten. Das Ergebnis der Suche war beruhigend, es wurde kein Blindgänger gefunden.

Das Kinogrundstück sei stärker betroffen als das Grundstück daneben, sagte Kössinger. Klar ist, die finanzielle Beteiligung der Gemeinde wird sich auf den Haushalt auswirken. Ein Nachtragsetat sei nicht notwendig, da man einige geplante Vorhaben verschieben werde. "Wir sind für den schlimmsten Fall gewappnet. Wir sind noch in der Prüfung, werden aber in einer der nächsten Sitzungen die Situation offen legen", betonte sie. Der Bau geht derweil mit den Aushubarbeiten weiter. Bis zu zehn Meter lange Spundwände sind bereits eingezogen

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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