Gauting:Blumen für Zeugen

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Bierkrug und Blümchen für Helga und Karl Heinz Karthe von Gautings Polizeichef Ernst Wiedemann (Foto: Nila Thiel)

Polizei zeichnet Ehepaar für Hinweis auf Einbrecher aus

Von Christian Deussing, Gauting

Arglos gingen Helga und Karl Heinz Karthe am 30. September nachmittags an der Würm zwischen Starnberg und Gauting spazieren. Ein schmächtiger, schlanker Mann mit grauem Kapuzenpulli kam dem Ehepaar entgegen und fragte recht höflich in einer Mischung aus Englisch und gebrochenem Deutsch nach dem Weg zum Starnberger Bahnhof Nord, weil er sich "verirrt" habe. "Wir haben ihm kurz die Richtung gezeigt und sind weiter gegangen", sagt Karl Heinz Karthe. "Der Mann wirkte gar nicht gehetzt oder verdächtig", erinnert sich das Ehepaar, das kurz danach einer Polizeistreife den entscheidenden Hinweis lieferte. Der Mann war nämlich ein flüchtiger Einbrecher, der eine Stunde zuvor in ein Haus an der Gautinger Hubertusstraße eingestiegen war.

Am Freitag wurden die beiden Münchner von Gautings Polizeichef Ernst Wiedemann für den wichtigen Tipp belobigt. Die Zeugen erhielten in der Inspektion eine Urkunde, einen Bierkrug und Blümchen. Der Berufsschullehrer hatte seinerzeit genau kombiniert, als die Polizisten nach dem Verdächtigen mit Kapuzenpulli fragten. "Den Mann, den Sie wohl suchen, haben wir gerade in der anderen Richtung nach Starnberg weiter laufen sehen", hatte der 60-Jährige den Beamten gesagt, die daraufhin sofort ihren Streifenwagen wendeten.

Wenig später entdeckten die Fahnder den Flüchtigen an einem steilen Hang im Wald. Der 25-Jährige hatte es dann mit einem 400-Meter-Meistersprinter zu tun, dem Polizeischüler Laurin Walter. Der 19-jährige Praktikant verfolgte den mutmaßlichen Einbrecher, der zwar einen satten Vorsprung hatte - aber nach 700 Metern von dem Läufer-Ass eingeholt wurde. Dem Täter war schlichtweg die Puste ausgegangen, er versuchte, sich keuchend im Gebüsch zu verstecken. Danach klickten die Handschellen, wie zuvor bereits bei seinem jüngeren Komplizen. Der hatte bei Gauting auf der Flucht die Würm durchquert, konnte aber noch am Ufer festgenommen werden.

Das Ehepaar hatte alles am nächsten Tag aus der Presse erfahren und freute sich jetzt über die Auszeichnung. Bald will es wieder durchs Mühlthal wandern - wer weiß, wer diesmal nach dem Weg fragt.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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