Seit mehr als 100 Jahren steht eine kleine Güterhalle beim Gautinger Bahnhof, Ende dieser Woche wird das Backsteingebäude abgerissen. Damit verschwindet wieder ein altes Stück Gauting. Aber Teile davon sollen Verwendung finden beim Bau eines Backhäuschens im Obstgarten des alten Pfarrhofs in Unterbrunn, der mittlerweile als Seminarhaus dient.
An diesem Freitag rücken die Abrissbagger an, kündigt die Gemeinde an. Für zwei Tage sind die Arbeiten angesetzt, dann soll das kleine Lagerhaus schon in Trümmern liegen. In den Herbstferien wird dann noch die Laderampe abgebrochen; diese Arbeiten beginnen am kommenden Mittwoch. Im Anschluss wird die frei gewordene Fläche asphaltiert und die bereits vorhandene Fahrbahn saniert. So entstehen zusätzlich Parkplätze. Für die Abbrucharbeiten sind im Haushalt 55 000 Euro eingeplant. Auf lange Sicht stünde die Lagerhalle auch einem Parkdeck mit zwei Ebenen im Weg, das errichtet werden soll, um mehr Platz zu schaffen für die Autos von Pendlern.
Während der Abbrucharbeiten wird der Verkehr an der Baustelle vorbei geleitet, eine Vollsperrung ist nicht notwendig, teilt Rathaussprecherin Ricarda Polz am Dienstag mit. So ist der Parkplatz für die Autofahrer jederzeit auch vom Bahnhof her zu erreichen. Auch die MVV-Busse fahren weiterhin planmäßig.
Das Lagerhäuschen, das zusammen mit dem Bau der Bahnlinie entstanden ist und unter anderem zum Verladen von Vieh benutzt wurde, sieht mittlerweile schon sehr heruntergekommen aus. Die Außenwände sind mit Graffiti beschmiert, das Dach ist undicht, sodass bei Regen Wasser hineinläuft, Eisentüre und Fallrohre sind verrostet.
Das Gebäude diente lange dem Lions-Club als Lagerraum für seine Flohmarktwaren, vor Jahren gab es dort eine Kunstausstellung. Ein Openair-Kino wurde dort veranstaltet, und zuletzt erwies sich der alte Bau als Veranstaltungssaal mit einem gewissen Charme, als das Kulturspektakelteam das Häuschen entdeckte und dort bei freiem Eintritt ein zweitägiges Festival veranstaltete.
Mehrere Bands haben dort im April gespielt, es gab eine Bar, draußen waren Biertische aufgestellt, ein Lagerfeuer brannte. "Die Sache in der Güterhalle", nannte sich das originelle Happening.
Teile des alten Lagerhauses werden aufbewahrt und nach Unterbrunn gebracht. Herrmann Geiger geht davon aus, dass zum Beispiel Dachbalken oder Fensterrahmen noch Verwendung finden können, oder auch gut erhaltene Backsteine, falls sie nicht zerbrochen oder zu sehr von Mörtel verschmutzt sind. Das geplante Backhäuschen wird ohnehin viel kleiner, vorgesehen ist eine Grundfläche von zwölf Quadratmetern. Das geht aus den Unterlagen hervor, die dem Bauausschuss des Gautinger Gemeinderats vorlagen, der im Juli die planerischen Voraussetzungen geschaffen hat. Als historisches Vorbild dient demnach der Wendelsteiner Ofen. Bei dem Vorhaben wurde auch Kreisheimatpfleger Gerhard Schober eingeschaltet, der selbst in Unterbrunn wohnt. Beim Bau des Backhauses werden die Unterbrunner wohl wieder gemeinsam zupacken.