Gauting:Afrikanische Weltmusik

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"Soleil Bantu" mit Darouche und Passport-Musikern im Bosco

Von Reinhard Palmer, Gauting

Die Intro war ein Statement. Gleich mit drei Baumstämmen, den Schlitztrommeln Krin, ließ die Formation Soleil Bantu wissen, wo die Wurzeln der Musik liegen. Der Frontmann und Kopf des Ensembles, Biboul Darouiche, stammt aus Kamerun und ist mit Herz und Seele in der Bantu-Tradition geerdet. Und dieser intensive Trommelgroove ging durch Mark und Bein, hielt einen gefangen, auch wenn man mit der Zeit seine Präsenz gar nicht mehr bewusst wahrnahm. Im Hintergrund war er das pulsierende Leben der Musik, als wäre der Trubel des Alltags darin verwandelt. Zugleich entsprang dem ununterbrochen vorantreibenden Donner, den Miko Watanabe - wohl der Jüngste bei Soleil Bantu - locker aus dem Handgelenk entfachte, auch etwas Magisches. Vor allem wenn Darouiche seinen Gesang in eigentümlich wohliger Melodik darüber legte.

Die Lieder aus der Feder des Frontmanns, der selbst Perkussionist ist und dem Auftritt im Gautinger Bosco die emotional aufgeladenen rhythmischen Besonderheiten verlieh, sind Erzählungen, die in naiv anmutender Einfachheit mit Gleichnissen und Metaphern doch große Weisheiten zu vermitteln vermögen - sofern sie Darouiche davor übersetzte. Ohne Übersetzung blieb immerhin noch der musikalische Reiz des Ewondo - Muttersprache des Sängers - deren melodiösen Duktus er auch auf Englisch und Französisch charmant beibehielt.

Die Musik aber blieb nicht im Afrikanischen verhaftet. Allzu viel ist Darouiche in der Welt herumgekommen. Seine Musik greift alle möglichen Stilrichtungen auf, die allerdings meist im Ursprung aus dem Afrobeat hervorgegangen sind. Mit den Mitstreitern aus Doldingers Passport, Christian Lettner (Drums), Martin Scales (Gitarre) und Michael Hornek (Tasteninstrumente, Percussion, Gesang), aber auch mit dem international umtriebigen Bassisten Igor Kljujic hat Darouiche eine Besetzung an seiner Seite, die sich zwischen Jazz, Rock, Funk, Latin, Reggae oder Pop mühelos zu bewegen vermag. Während Lettner dem erdigen Afropuls mehr Schärfe und Motorik verlieh, übten sich Hornek und Scales in Vielseitigkeit. Sie sorgten bisweilen aber auch mit unbequemer Sperrigkeit dafür, dass nicht mal die Gefahr von Eintönigkeit aufkommen konnte. Packend wurde es, wenn Hornek am Synthesizer die Brass Section imitierte und Scales mit weitschweifenden Rockimprovisationen antwortete. Die Zuhörer waren begeistert. Und als sich das rein perkussive Finale zur afrikanischen Trommelekstase steigerte, war Soleil Bantu richtig warmgespielt, sodass die Zugaben noch Highlights draufsetzten.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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