Gastronomie:Überraschung auf Gut Kerschlach

Lesezeit: 3 min

Seit vergangener Woche ist es geöffnet: Wolfgang und Sandra Weigler führen das Café Merano auf Gut Kerschlach bei Pähl. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wolfgang und Sandra Weigler haben das Café Merano übernommen. Das Angebot kam erst vor vier Wochen. Sie wollen den Ort zur idealen Hochzeitskulisse machen

Von Astrid Becker, Kerschlach

Wenn man so will, ist Wolfgang Weigler jetzt mal sesshaft geworden. Denn in gewisser Weise entspricht das Leben eines Eventcaterers dem eines Nomaden: permanent auf Achse, permanent auf Straßen. "Und eigentlich will ich nur kochen", sagt er. Mit 48 Jahren müsse man dafür nicht mehr dauernd unterwegs sein. Deshalb hat er nun zusammen mit seiner Frau Sandra das Café Merano im Gut Kerschlach übernommen. Eines steht dabei bereits jetzt fest: Langweilig wird es weder ihm noch seinen Gästen dort werden.

"Ein reiner Zufall" sei diese Übernahme gewesen, erzählt er, und schnell sei es gegangen. Vor vier Wochen haben er und seine Frau sich entschlossen, die Gastronomie von der Bäckerfamilie Kasprowicz zu übernehmen. Nach den Betriebsferien hat das beliebte Ausflugslokal am Mittwoch wieder unter den neuen Betreibern eröffnet. "Die Familie wollte sich wieder ganz auf ihre Bäckerei konzentrieren", erzählt Weigler, der schon seit vielen Jahren Backwaren von dort bezieht. "Daher kannten wir uns geschäftlich schon." Zudem seien er und seine Frau, die seit mehr als zehn Jahren mit ihrer Eventgastronomie-Firma "Who Wants It" in Tutzing ansässig sind, immer wieder gern privat nach Kerschlach gekommen. Irgendwann sei dann die Idee aufgekommen, doch "mal etwas mit der Familie Kasprowicz gemeinsam zu machen". Um einzelne Veranstaltungen war es damals zunächst gegangen, ein paar Hochzeiten und dergleichen. Aus den einzelnen Events wurde mehr, "und dann fragten sie uns vor einem Monat, ob wir nicht gleich das Café übernehmen wollen".

Eine Überraschung sei das schon gewesen, aber offenbar eine recht willkommene. Sandra und Wolfgang Weigler hatten sich schon im Frühjahr Gedanken darüber gemacht, wie sie ihr Portfolio erweitern können. Gerade in den Wintermonaten Januar und Februar sei das Catering-Geschäft "praktisch nicht gefragt", sagt ein Mann, der einst im Münchner "Lenbach" mit dem damals noch "Jungen-Wilden"- Koch Stefan Marquard zusammengearbeitet und schon lange für sich beschlossen hatte, sich lieber im Fünfseenland mit einer Catering-Firma niederzulassen als in München: "Da gibt es genug Firmen dieser Art, die längst etabliert sind. Da braucht man gar nicht dagegen angehen, schon gar nicht in unserer Größe."

Klein nennt er sein Unternehmen, dabei hat er viele Größen bewirtet und will das auch noch in Zukunft tun: Die Allianz war darunter, BMW oder auch das Immobilienunternehmen Ehret und Klein ebenso wie privates Kochen bei Fußballstars wie Mario Götze, teilweise mit mehreren Tausend Gästen. Weigler ist jemand, der sein Handwerk beherrscht und sich selbst als Perfektionist sieht. Für Gut Kerschlach hat er auch schon Ideen ausgeheckt, allerdings, so sagt er, wolle er jetzt erst mal den Gästen das bieten, was sie bisher gewohnt sind. Das heißt: Café-Betrieb von acht Uhr morgens bis 18 Uhr, Frühstück, Kaffee und Kuchen, vier bis sechs warme Gerichte, am Sonntag auch mal Kalbshaxen mit Knödel.

Doch schon bald will er noch mehr bieten: zum Beispiel dreierlei Konzepte für Weihnachtsfeiern hat er bereits im Kopf. Im Winter will er dort, wo die Terrasse ist, zwei Gondeln für die Gäste aufstellen, er träumt zudem von einer Eisbar oder auch Jazz-Frühschoppen oder anderen musikalischen Events, nicht permanent, wie er sagt, sondern nur zu bestimmten Terminen. Vorstellbar seien auch ab und zu Abendveranstaltungen, zum Beispiel spezielle Menüs oder zum Thema Wein. Er wolle die Gäste dann über soziale Medien darüber informieren: "Da schreibe ich dann, was es gibt und was es kostet, und frage, wer kommen will." Bis zu 60 Plätze würde er dafür freihalten, mehr nicht.

Ganz oben steht noch etwas anderes auf seiner Wunschliste. Er will Gut Kerschlach als ideale Hochzeitslocation vermarkten: Weil es hier einen Kutscher, eine eigene Kirche, einen Kräutergarten gibt - und weil das Gut ohnehin "unvergleichlich romantisch und schön ist". So etwas finde man nicht, wenn man es suche, meint er: "Da hilft einem nur der Zufall." Und wahrscheinlich auch die Eigenschaft, zu schnellen Entscheidungen fähig zu sein. "Wer als Caterer nicht flexibel ist, hat verloren", sagt Weigler. Er selbst hat jedenfalls gerade gewonnen. Zumindest scheint er das so zu empfinden.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: