Gasteiger-Haus in Utting:Natur malerisch erforscht

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Das Haus zeigt bislang unbekannte Werke der Künstlerin Anna Sophie Gasteiger. Die Jugendstil-Villa am Ammersee ist auch wegen ihres Ambientes einen Sonntagsausflug wert

Von Astrid Becker, Utting

Es dürfte eines der schönsten Anwesen am Westufer des Ammersees sein. Und es hat einen entscheidenden Vorteil: Es ist öffentlich zugänglich. Die Rede ist vom Künstlerhaus Gasteiger. Das Anwesen öffnet am 1. April wieder seine Pforten mit einer Sonderausstellung. Darüber hinaus ist die malerische Jugendstilvilla im Uttinger Ortsteil Holzhausen, die heute vom bayerischen Finanzministerium verwaltet wird, ohnehin immer einen Ausflug wert.

Das mag schon allein an der Lage direkt am See liegen, aber auch an dem parkähnlichen Garten mit Wasserläufen und einem vermoorten Teich, in dem die Frösche quaken. Direkt vor Ort ist Baden nicht erlaubt. Aber gleich nebenan gibt es einen kleinen Strand, auch noch zum Grundstück gehörig. Wer also Frühling und Sommer dort genießen will, kann immer sonntags auch das kleine Museum besuchen und dabei gleich einen Eindruck gewinnen, wie das Künstlerehepaar Anna Sophie und Matthias Gasteiger dort gelebt haben. Von 1902 bis 1913 haben sie sich das Landhaus gebaut. Seit 1984 gehört das einzigartige Ensemble, das dem Münchner Jugendstil zugerechnet wird, dem Freistaat. Dieser hatte es von der Tochter der Gasteigers, Irene Faber, geerbt.

Kurator Thorsten Marr freut sich über die Schenkung des Bildes mit Lindenallee. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Deshalb versteht es sich quasi fast von selbst, dass bei den jährlich wechselnden Sonderausstellungen in der Saison auch stets das künstlerische Schaffen der beiden Erbauer im Mittelpunkt steht. Eines war dabei in den vergangenen Jahren bereits deutlich ins Auge gestochen: Geschäftstüchtig waren alle beide. Zumindest theoretisch. Matthias Gasteiger war Bildhauer. Er schuf als solcher beispielsweise das "Brunnenbuberl", das heute in der Münchner Fußgängerzone unweit des Stachus (Karlstor) steht. So richtig berühmt wurde er damit zu Lebzeiten zwar nicht, aber umso mehr strengte er sich an, Geld mit seiner Kunst zu verdienen. Mit Nackedeis etwa, mit Kriegshelden oder auch Grabdenkmälern. Seine Frau Anna hatte schon früh auf Blumenbilder und deren Reproduktionen gesetzt. Etwa in Form von Postkarten, die ihr durch die laufenden Nachdrucke ein regelmäßiges Einkommen bescherten. Auch dieser Facette ihres künstlerischen Schaffens war schon einmal eine Sonderausstellung im Gasteiger-Haus gewidmet.

Die Künstlerin Anna Sophie Gasteigermalte gern im Garten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch diesmal geht es unter der Rubrik "Natur ganz nah" speziell um ihr Werk. Gezeigt werden dabei zum Teil unbekannte Gemälde der Künstlerin, Federzeichnungen und Aquarelle. Im Mittelpunkt stehen detaillierte Studien, bunte Blumenstillleben und stimmungsvolle Landschaften. Denn Anna Sophie Gasteiger war eine Frau, die die Natur liebte und ganz genau studierte. So zeugt ihr Werk davon, wie sehr sie bestrebt war, den Aufbau der Natur, die Pflanzen, die Tiere zu erforschen: "Sie malte ohne zeichnerische Vorbereitung direkt auf die Leinwand, in ihrem Garten am See, in der freien Natur oder in ihrem Atelier", wie Thorsten Marr sagt, Kurator der Ausstellung und zuständiger Museumsreferent.

Die Blumen- und Naturbilder von Anna Sophie Gasteiger sind in der Sonderausstellung zu sehen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Höhepunkt der Ausstellung dürfte diesmal die Schenkung eines Kunstsammlers an die Bayerische Schlösserverwaltung sein, die erstmals gezeigt wird: Eine Lindenallee, die sich zu einer Wiese öffnet und durch die besondere Art besticht, wie die Künstlerin das Licht dort einfing. Das Gemälde gilt als eines der ersten Landschaftsgemälde von Anna Sophie Gasteiger. Es ist 1906 entstanden. Es folgten weitere Landschaftsbilder in ihrem Schaffen. Erst 1921 wandte sie sich den Blumenstillleben zu.

Um dies alles zu schützen, hat die Schlösserverwaltung im vergangenen Jahr fast 40 000 Euro in eine neue Einbruchmeldeanlage investiert. Für die Besucher, die hierher kommen, dürfte vor allem das besondere Ambiente der Ausstellung reizvoll sein. So werden Exponate auch im einstigen Badezimmer und der guten Stube des Paares gezeigt. Das Gasteiger-Haus samt Garten ist im Übrigen so romantisch, dass sich dort gerne Brautpaare trauen lassen. Im vergangenen Jahr waren es 87 Hochzeiter, für heuer sind bereits 41 Trauungstermine vergeben.

Das Gasteiger-Haus, Eduard-Thöny-Straße 43, Utting-Holzhausen, ist vom 1. April bis 28. Oktober 2018 immer sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3,50 Euro, ermäßigt, 2, 50 Euro. Der Künstlergarten ist ganzjährig zugänglich.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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