Kunsthandlung:Aus Liebe zur Landschaft

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Die Kunsthandlung in der Starnberger Maximilianstraße ist Anlaufstelle für Kunst- und Antiquitätenliebhaber. (Foto: Georgine Treybal)

Die "Galerie Schwarzmann" gilt als Institution, die sich seit Jahrzehnten auf Maler vom Starnberger See oder aus der Gautinger Villenkolonie spezialisiert hat. Nach dem Tod des Firmengründers wird seine Ehefrau die Kunst- und Antiquitätenhandlung zum Jahresende aufgeben.

Von Katja Sebald, Starnberg

Der Starnberger Kunsthändler Peter Schwarzmann war eine Institution, ein wandelndes Lexikon und ein gefragter Fachmann - insbesondere zu jenen Malern, die einst am See und in der Gautinger Villenkolonie lebten. Nach seinem plötzlichen Tod Ende September hat sich seine Witwe Gabriele Schwarzmann entschlossen, die Kunst- und Antiquitätenhandlung zum Ende des Jahres aufzugeben.

Noch herrscht reger Betrieb in dem Ladengeschäft in der Starnberger Maximilianstraße. Einer nach dem anderen kommen die alten Stammkunden, um noch ein letztes Erinnerungsstück zu kaufen. "Gemälde waren die große Leidenschaft meines Mannes", sagt Gabriele Schwarzmann. Sie selbst sei zwar für die Reinigung und Restaurierung der Bilder zuständig gewesen, ihr Herz schlage aber vor allem für alten Schmuck und Silber. "Alles, was Sie hier sehen, kommt aus Starnberger Häusern", sagt sie und deutet auf die immer noch gut bestückten Vitrinen und Gemälde an den Wänden. Auch eins der berühmten "Terrassenbilder" von Wilhelm Trübner ist darunter, gemalt während eines Sommeraufenthalts in Niederpöcking. Ihr Mann als Starnberger habe bei den alteingesessenen Familien einen großen Vertrauensvorschuss genossen und sei ein gefragter Ansprechpartner bei Erbfällen und Haushaltsauflösungen gewesen: "Er hat so gut wie alle Starnberger Villen von innen gesehen", sagt die Witwe. In früheren Jahren habe man viele der schönen alten Erbstücke auch an Museen vermitteln können.

Aber nicht nur für die Besitzer von Kunst und Antiquitäten war Peter Schwarzmann eine vertrauenswürdige Adresse, er hatte auch noch ein paar der alten Starnberger Künstler persönlich gekannt: So etwa den Maler Fritz Osswald, der bis in die 1960er Jahre in einem verwunschenen Häuschen am Vogelanger lebte und zuletzt mit seinen schnell gemalten "Brötchenbildern" die Einkäufe beim Bäcker und beim Metzger bezahlte. Einige seiner schönsten Gemälde aber gehören bis heute zu den Beständen der Galerie. Über Maler wie Jakl Jordan, der als Zeichenlehrer an der Starnberger "Goldaté-Oberschule" auch Graf Hieronymus Almeida unterrichtete, oder über Walter von Obernitz, der auf dem Gelände des Bayerischen Yachtclubs lebte, wusste Schwarzmann höchst anschaulich zu erzählen.

Wer sich für Malerei, Silber und Schmuck interessierte, wurde in der Galerie Schwarzmann fündig. (Foto: Georgine Treybal)

Peter Schwarzmann kam 1942 in Pähl zur Welt und wuchs auf der Ludwigshöhe in Starnberg auf. Er studierte Volkswirtschaft, seine Passion aber war schon früh die Kunst. Anfang der 1970er Jahre eröffnete er in Starnberg sein erstes Geschäft am Tutzinger Hofplatz. Bald darauf lernte er seine Frau Gabriele kennen, eine gebürtige Regensburgerin, die in München Grafikdesign und Malerei studiert hatte. Legendär war in den Achtzigern das von Peter Schwarzmann initiierte "Portobello" in der Wittelsbacher Straße: Ein damals völlig neuartiges Geschäft mit "Shop-in-Shop-Konzept", dessen Angebot von Räucherstäbchen und Geschenken über Schallplatten bis hin zu Antiquitäten reichte. 1990 eröffneten Gabriele und Peter Schwarzmann dann ihre Kunsthandlung in der Maximilianstraße und spezialisierten sich auf Malerei, Silber und Schmuck.

Peter Schwarzmann galt als versierter Fachmann, seine zweite große Leidenschaft war der Segelsport. (Foto: privat)

Aus Heimatverbundenheit und aus Liebe zur Landschaft am Starnberger See beschäftigte sich Schwarzmann vor allem mit den Malern, die hier im 19. und frühen 20. Jahrhundert gelebt hatten. Seine zweite Leidenschaft gehörte dem Segelsport: Als langjähriges Mitglied des Bayerischen Yachtclubs segelte er zusammen mit seiner Frau auch Regatten. An einer Chronik der traditionsreichen Seglervereinigung war er maßgeblich beteiligt, auch kümmerte er sich um die Gemäldesammlung des Vereins, zu dessen Gründungsmitgliedern einst der Maler Gustav van Hees gehört hatte. Es sei ein großes Anliegen ihres Mannes gewesen, sein Wissen weiter zu geben, erzählt Gabriele Schwarzmann. Mit der Schließung der "Galerie Schwarzmann" geht nicht nur dieses Wissen, sondern auch ein Stück altes Starnberg verloren.

© SZ vom 02.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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