Für die Umwelt:Ein Haus für die Zukunft

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Der Bund Naturschutz kann dank einer großzügigen Spende seine Jugend- und Bildungsstätte in Wartaweil renovieren. Ein Vorzeigeprojekt, wie es bei der Einweihung heißt. Was noch fehlt, ist der Bürgerpark auf dem Gelände

Von Marcella Rau, Herrsching

Er könne sich auch an das ein oder andere Seminar erinnern, bei dem Decken ausgeteilt wurden, so kalt konnte es im alten Verwaltungsgebäude des Naturschutz- und Jugendzentrums in Wartaweil werden, erinnert sich dessen Leiter Axel Schreiner. "Die Energiewerte des alten Hauses waren außerdem völlig unangemessen für einen Naturschutzverein". Diese Zeiten gehören nun der Vergangenheit an.

Eine großzügige Spende aus dem Nachlass der Münchnerin Liselotte Sepp machte es dem Bund Naturschutz, der in Wartaweil seine zentrale Bildungsstätte unterhält, möglich, das alte ungedämmte Holzhaus, dass die Fraunhofer-Gesellschaft in den 60er Jahren zu Forschungszwecken errichtet hatte, durch ein modernes Gebäude zu ersetzen, in dem neben Büros auch ein zusätzlicher Seminarraum geschaffen werden konnte. Auch das Untergeschoss, das früher als Bootshalle diente, wurde grundlegend saniert, so dass ein attraktiver und mit modernster Technik ausgestatteter Mehrzweckraum entstehen konnte. Im November vergangenen Jahres wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Nun konnte der gelungene Neubau feierlich eröffnet werden.

Mit viel Holz präsentiert sich das umgebaute Veranstaltungshaus auf dem Gelände des Naturschutz- und Jugendzentrums Wartaweil. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Entstanden sei ein bayernweit einzigartiger Vorzeigebau, lobt der Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Richard Mergner, der zur Eröffnung des Hauses gekommen ist. Eine der Besonderheiten ist das spezielle Dämmmaterial aus molkegetränkten Holzresten. Aber auch darüber hinaus stand es für den Naturschutzverein natürlich außer Frage, dass beim Neubau auf eine möglichst umweltschonende Bauweise geachtet werden müsse. So erfüllt das neue Gebäude aus der Feder des Architekten Gottfried Herz selbstredend den Passivhausstandard. Geheizt wird mit Holzhackschnitzeln, eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für optimale Energiewerte.

Zur Wiedereröffnung beleuchtete Stefan Kreppold das Thema "Kampf um den Boden - zwischen Qualität und Masse". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wichtig war es dem Verein auch, dass nur Holz aus heimischen Wäldern verwendet wurde. Das Lärchenholz für die Holzfassade etwa wurde in Österreich geschlagen. Um die ein oder andere Entscheidung habe man aber auch gerungen, erklärt Schreiner. So habe man sich letztlich für große Fensterfronten entschieden, die nicht nur den herrlichen Blick auf den Ammersee zulassen, sondern durch die hervorragende Dämmung und die größere Sonneneinstrahlung auch aus energetischen Gesichtspunkten sinnvoll sind, auf der anderen Seite jedoch ein Risiko für Vögel darstellen, die Gefahr laufen, gegen die Scheiben zu fliegen. Man habe sich deshalb für entspiegeltes Glas entschieden.

Auch bei der Gestaltung der Außenflächen wurde darauf geachtet, einen Mehrwert für die Umwelt zu schaffen. Bienenfreundliche Pflanzen sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch lebensnotwendig für die Insekten. Sand und Steine sorgen dafür, dass Wildbienen sich wohl fühlen. Geplant ist zudem, Nisthilfen anzubringen, um zu demonstrieren, welche Möglichkeiten es gibt, den kleinen Insekten ein Heim zu schaffen.

Das nächste Schritt ist es, das Gelände für die Öffentlichkeit zu erschließen. Schließlich war es der ausdrückliche Wunsch von Sepp, einen Park für die Allgemeinheit zu schaffen. Noch steht dem der geltende Bebauungsplan im Wege. Bürgermeister Christian Schiller machte bei der Eröffnungsfeier jedoch Hoffnung, dass auch diese Hürde in naher Zukunft aus dem Weg geschafft werden könne. Bauausschuss und Gemeinderat jedenfalls begrüßten das Vorhaben.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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