Freizeit:Vollmond-Törn auf dem Ammersee

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Klaus Gattinger hat die "Sir Shackleton" von der Ostsee ins Fünfseenland geholt. Dort dient die elf Meter lange Zweimast-Ketsch nicht nur als Seminar- und Schulungsschiff. Auch Erlebnisfahrten sind im Angebot

Von Otto Fritscher, Dießen

Entdeckt hat Klaus Gattinger das Schiff nicht in einem Hafen, sondern in einer Lagerhalle nahe Rendsburg in Schleswig-Holstein. Dort drohte die Sir Shackleton in den Dornröschenschlaf zu versinken. Aber so ein stolzes Holzschiff braucht immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel, dachte sich Gattinger, kaufte es seinem damaligen Besitzer, einem Unternehmer, ab und verfrachtete es an den Ammersee. Und seit 2011 versieht die Zweimast-Ketsch nun ihren Dienst als Seminar- und Eventschiff auf dem Ammersee. Gattinger ist Trainer und bietet Seminare für Führungskräfte, aber auch Teambuilding an - und das eben nicht in einem schnöden Seminarraum, sondern auf schwankenden Planken aus Eichenholz auf dem Ammersee. Dazu kommen allerlei Freizeit- und Erlebnisfahrten, insgesamt 83 Törn in der gerade gestarteten Segelsaison, bei denen man Sonnenaufgänge auf dem Wasser erleben, das Segelgefühl erspüren oder einfach nur faulenzen kann. Gattinger scheint jedenfalls in die Sir Shackleton verliebt zu sein. "Der Körper ist in Perfektion geformt. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit die knapp zehn Tonnen auch schon bei wenig Wind in Fahrt kommen", schwärmt er von dem Zweimaster, der vermutlich das drittgrößte Segelschiff auf dem Ammersee ist. Es ist voll ausgestattet mit WC und einer Küche, so dass sich auch Landratten schnell wohlfühlen an Bord. Gattinger hat ausführlich die Geschichte des Schiffs recherchiert.

Das elf Meter lange und leer gut acht Tonnen schwere Segelschiff tat einst seinen Dienst in der Nord- und Ostsee. Heute dient es als Seminar- und Event-Schiff. (Foto: Privat)

Von 1952 an ist sie durch Dokumente belegt, frühere Papiere wurden bei einem Hochwasser in der Hamburger Evers-Werft vernichtet. "Vermutlich aber wurde die Shackleton in den dreißiger Jahren in Hamburg gebaut. Konstrukteur war Max Oertz, der auch die berühmte Germania, die Rennyacht der Familie Krupp, konstruiert hat", sagt Klaus Gattinger. Damals hieß das 11,3 Meter lange und 3,5 Meter breite Boot mit 70 Quadratmetern Segelfläche noch Helga. Gattinger hat es dann umgetauft nach dem britischen Polarforscher Ernest Shackleton (1874 - 1922). Er gehört zu den berühmtesten Antarktis-Forschern. Sein Schiff, die Endurance, war neun Monate vom Packeis eingeschlossen, bevor es zerquetscht wurde. In offenen Booten schaffte es Shackletons Mannschaft zu einer unbewohnten Insel im Südpolarmeer. Von dort aus segelte der Entdecker mit fünf Mann 800 Seemeilen nach Südgeorgien und organisierte die Rettungsaktion.

Von der Steinlechner-Werft in Utting wurde die Sir Shackleton vor kurzem wieder zu Wasser gelassen. (Foto: Privat)

So rau geht es auf dem Ammersee nicht zu. An Bord sind statt Trockenfleisch frischer Proviant, es kann gekocht werden und eine Espressokanne gibt es auch. Wer Segel-Feeling mal erleben will, kann dies etwa bei den vierstündigen Tagessegeltörns. Early Birds können von 5 bis 9 Uhr früh an Bord (69 Euro). Im Sommer gibt es vier Termine für die Vollmond-Fahrten. Wer den ganzen Ammersee besegeln will, kann die Ammersee-Runde (79 Euro) buchen, die erstmals am Ostersonntag gesegelt wird. Termine und Preise sind im Internet unter www.segelevent-ammersee.de zu finden. Segelkenntnisse sind nicht erforderlich, ein erfahrener Skipper ist an Bord.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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