Finanzen:Seefeld erhöht Steuern

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Allein das Gewerbe soll 240000 Euro mehr bezahlen

Von Christine Setzwein, Seefeld

Wie auf dem Basar müssen sich die Zuhörer in der Sitzung des Seefelder Gemeinderats am Dienstag vorgekommen sein. Die FDP bot 300, die Grünen wollten 270, der Bürgermeister schlug 290 vor. Aber wenn es um die Erhöhung der Steuern geht, sind die Seefelder aus der Übung. Zuletzt wurden die Hebesätze vor mehr als 20 Jahren angehoben. Doch die angespannte finanzielle Situation der Kommune macht es nun nötig. "Wir müssen an unsere Einnahmenseite denken", bereitete Bürgermeister Wolfram Gum die Gemeinderäte vor. Allein mit Einsparungen sei ein ausgeglichener Haushalt nicht möglich. Letztendlich wurde beschlossen, die Grundsteuer A für land- und forstwirtschaftliche Flächen von 240 auf 290 Prozent zu erhöhen, die Grundsteuer B für Wohnbebauung von 250 auf 290 und die Gewerbesteuer von 290 auf 300 Prozent.

Die Verwaltung hatte verschiedene Modelle ausgearbeitet. Bei der Grundsteuer A zum Beispiel würde eine Anhebung des Satze von 240 auf 250 Prozent lediglich 1100 Euro bringen. Bei 290 Prozent sind es schon 5250 Euro. Die Steuereinnahmen erhöhen sich auf 25 160 Euro. Die wichtigere Grundsteuer B lag bisher bei einem Hebesatz von 250 Prozent bei 602 000 Euro. Nach der Erhöhung sind es 786 000 Euro. Steigt der Satz bei der Gewerbesteuer um zehn Punkte, spült das voraussichtlich 240 000 Euro mehr in die Gemeindekasse, insgesamt etwa 7,2 Millionen Euro.

FDP-Gemeinderat Otto Gasser verteidigte die Anhebung. "Wir stellen schließlich die gesamte Infrastruktur zur Verfügung, halten Straßen in Ordnung, bauen Tagwasserkanäle. Uns fehlen in den nächsten Jahren jedes Jahr zwei Millionen Euro. Wir sind nicht unmäßig." Josef Wastian (FWG) und Robert Benoist (Grüne) empfanden die vom Finanzausschuss empfohlene Erhöhung auf 300 Prozent als viel zu hoch. Robert Schindlbeck (CSU-Fraktion) war für eine Anpassung der Hebesätze, alles andere "können wir uns nicht mehr leisten". Peter Schlecht (FWG) hält die Gewerbesteuer für die Unternehmen für "tragbar", ebenso die Grundsteuer B. Bei einem Einfamilienhaus steige die Belastung von etwa 400 auf 560 Euro pro Jahr. Bürgermeister Gum, der nicht mehr antritt, nahm die Erhöhung gelassen. "Dieses Schmankerl bleibt mir noch", feixte er, "dann muss es der Neue nicht gleich machen."

Mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 300 Prozent liegt Seefeld immer noch an der unteren Grenze im Landkreis. 290 Prozent haben noch Andechs und Feldafing, Gilching ist mit 340 Prozent Spitzenreiter. Ausreißer nach unten ist mit 240 Prozent noch die Gemeinde Pöcking. Das dürfte sich nach dem Wegzug des größten Gewerbesteuerzahlers aber ändern. Der Gewerbesteuersatz in der Stadt Starnberg liegt bei 330 Prozent.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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