Filmmarathon:Kinofan aus Jena

Lesezeit: 2 min

Laurentia Bausinger hat sich von der Begeisterung ihrer Tante für das Festival anstecken lassen

Von Blanche Mamer, Schondorf

"Ich musste nicht lange überlegen, als meine Tante mir vom Fünfseen-Filmfestival erzählt hat. Mir war sofort klar, dass ich dabei sein will", sagt Laurentia Bausinger aus Jena. Die 25-Jährige hat Anfang September ihre Bachelor-Arbeit abgegeben und macht nun zwei Wochen Ferien in Schondorf am Ammersee: Kunst, Kultur und Baden sind angesagt. "Meine Tante war ganz begeistert von den vergangenen Filmfestivals. Sie ist ein richtiger Fan und hat mich angesteckt. Wir haben uns gleich Kinopässe gekauft", erzählt Bausinger. Als sie das Programmheft durchsah, habe sie gleich eine ganze Reihe von Filmen angestrichen, die sie unbedingt sehen wolle.

Sie gehe sehr gern ins Kino, erzählt sie, leider sei das während der Bachelor-Arbeit zu kurz gekommen. Und nun also ein Marathon. Den Eröffnungsfilm "Styx" bezeichnet sie als Ereignis. "Das Thema Flüchtlinge berührt mich sehr. Ich habe soziale Arbeit studiert, mit dem Schwerpunkt Migration, und habe mich mit der Arbeit mit Geflüchteten auseinandergesetzt. Ich habe vor, mir eine Arbeitsstelle in diesem Bereich zu suchen. Am liebsten in einer der Großstädte im Ruhrgebiet, wo, wie ich glaube, ein Migrationsschwerpunkt ist."

Styx habe sie richtig erschlagen, und sie sei sich ganz komisch vorgekommen, in der Schlossberghalle aus dem Saal ins Foyer zu treten und Häppchen zu essen. "Sicher, ich hatte Hunger, es hat mich aber doch irgendwie befremdet", stellt sie fest und meint: "Dass es so schwierig ist, einen Flüchtling aus dem Meer zu retten, weiß man zwar, aber wie das in Realität aussieht, stellt der Film sehr gut dar. Das war wirklich krass." Auch die Dokumentation "In der Philosophenschule " über eine Sonderschule in der französischen Schweiz und über die Vorbereitung der Vier- und Fünfjährigen mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen auf die erste Klasse habe sie sehr zum Nachdenken angeregt. "Astrid", der Film über die schwierige Jugend von Astrid Lindgren, sei ihr ebenfalls nah gegangen. Zum Glück könne sie sich auf der Autofahrt vom Kino nach Schondorf mit ihrer Tante austauschen. "Meist brauche ich eine gewisse Zeit, muss mir einige Szenen noch mal durch den Kopf gehen lassen, bevor ich etwas sagen kann", erklärt sie.

Am ersten Festivalwochenende seien sie ständig im Kino gewesen, sogar in zwei Filmen nacheinander. Ihre Wunschliste, was sie noch anschauen will, ist lang: "Cobain", "Murer", "Jibril", "Genesis" und "Hanne" . Bei "Joy in Iran" stehen Bausinger und ihre Tante auf der Warteliste. "Die Vorstellungen sind ausgebucht. Wir haben leider keine Karten mehr bekommen, aber vielleicht klappt es ja doch noch", hofft sie.

Die Menschen, die hier in der Region wohnen, könnten sich glücklich schätzen, dass es so viele verschiedene Kinos mit abwechslungsreichem Programm gebe. "In Jena gibt es zwei Programmkinos, die besondere Filme zeigen. Ich gehe nur ganz wenig in Blockbuster, doch hin und wieder schaue ich mir gern einen seichten Film an. Zum Entspannen." Und das werde in Starnberg und Umgebung alles geboten.

Am Freitag reist sie weiter nach Basel, um Freunde zu besuchen. Sie hat noch einige weitere Pläne, bevor sie mit den Bewerbungen beginnen will. "Ich gebe mir Zeit bis Ende des Jahres, um mich um einen Job zu kümmern."

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: