Film-Wettbewerb:Lemminge und Kalorien

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Beim Kurzfilmabend in Gauting gibt es beeindruckende Beiträge

Der Wettbewerb um den besten Kurzfilm ist am Freitagabend in Gauting gestartet. Der amerikanische Präsident darf als Erster auf die Leinwand. In seinem achtminütigen Streifen "A Beautiful Thing" hat Matthias Fitz Filmsplitter und Worthülsen von Donald Trump zusammengeschnitten mit Zitaten von Rainer Maria Rilke, etwa aus "Der Panther". Eine feine Politsatire. Die Zuschauer dürfen sich in einer Liste für "sehr gut", "gut" oder "nicht so gut" entscheiden. Heuer haben etwa 400 Filmemacher Filme mit bis zu 20 Minuten Länge eingeschickt. Ein Team des "Weitwinkel"-Vereins wählte 32 Streifen aus und verteilte sie auf vier Programm.

Als zweiter Film folgt "Blue Moon Of Kentucky" von Josef Brandl. Zwölf Minuten lang versucht eine abgehalfterte Rockabilly-Band ein Revival, was natürlich nicht klappt, aber extrem witzig ist. Mit einem ernsten schwarzweißen Stummfilm geht es weiter: "Erdbewegungen" zeigt den ersten Tag der jungen Hannah als Azubi (Johanna Werner) auf einem Friedhof. Ihr Lehrer ist der alte grimmige Gärtner Eli, gespielt von Hendrik Arnst - ein Paar, das sich langsam annähert und schätzt. Die Regisseurin Marie Chistin König ist da und erzählt, wie sie zu dem Thema kam.

Auch bei "Everything Allright" ist die Regisseurin, Bobala Nagy, im Kino und berichtet von den Schwierigkeiten beim Dreh an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien. Der junge Alpar hat seinen ersten Arbeitstag am 170 Kilometer langen Grenzzaun, der Flüchtlinge abhalten soll und den es, wie Nagy erzählt, in Wirklichkeit so gibt. Gedreht wurde im Winter 2017. Der folgende 14-minütige Beitrag "Herbst" von Greta Benkelmann stößt vor allem bei älteren Zuschauern auf Interesse. Jörg Schüttauf spielt den noch nicht so alten Theo, der sich auf die Brust tätowieren lässt, dass er nicht reanimiert werden will. An seinem Geburtstag lädt er seine Freunde ein. Da er an Demenz leidet, kennt er sie plötzlich nicht mehr. "Kids", eine neunminütige Animation von Michael Frei, fällt aus dem Rahmen. Es geht um Gruppendynamik: Stilisierte schwarze Manschgerl, die alle gleich aussehen, tun alle das Gleiche und folgen sich in den Abgrund - eine beängstigende Vorstellung, grandios umgesetzt. Bei "Leere Kalorien" von Rainer Bayer geht es um einen übergewichtigen 16-Jährigen, der nur theoretisch weiß, wie er sein Fett loswerden könnte. Und schließlich der achte Beitrag: "Under the Fish Scales" von Colombe Rubini. Der Film aus der französischen Schweiz ist mit 18 Minuten der längste. Er erzählt von Max, der nach einer festen Routine beim Fischfang und im Fischgeschäft seines Vaters mitarbeitet. Die hübsche Azubi Zoe bringt Max auf die Idee, an eine Zukunft ohne Fische zu denken.

Das Publikum macht sich die Bewertung nicht leicht, nimmt die Zettel mit, um sie später auszufüllen. Der Siegerfilm dieser Staffel tritt am Freitag, 4. September, im Seebad Starnberg gegen die anderen drei Sieger an.

© SZ vom 31.08.2020 / Bla - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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