Festival in Schondorf:Sammersee steht auf der Kippe

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Nach Ausschreitungen im Sommer gehen Anlieger auf die Barrikaden

Von Armin Greune, Schondorf

Dem weithin vor allem bei jungen Menschen beliebten Sammersee-Festival droht das Aus. Weil heuer im Umfeld der mit Klimaschutzkonzept und Barrierefreiheit vorbildlich organisierten Benefizveranstaltung offenbar besonders viele alkoholbedingte Exzesse aufgetreten sind, haben Anlieger einen Protestbrief im Rathaus eingereicht. Sie seien nicht mehr bereit, das von örtlichen Jugendlichen veranstaltete Festival zu tolerieren. Die umliegenden Straßen seien belagert gewesen, Gartenzäune wurden überstiegen, die Anwohner mussten Unrat und zerschlagene Flaschen entsorgen. "Das Randaleverhalten wird weiter zunehmen", heißt es in dem Schreiben, an das sich auf vier Seiten Unterzeichner anschlossen.

Nachdem der Brief erst in der Schlussbesprechung mit dem Sammersee-Team erörtert wurde, stand er in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf dem Tapet. Bürgermeister Alexander Herrmann bestätigte, dass es "dieses Jahr zu einer eigenartigen Steigerung von Zwischenfällen" gekommen sei, die aber nicht allein den Festivalorganisatoren anzulasten seien. Gleichzeitig habe eine Schulabschlussveranstaltung in der "Seepost" stattgefunden, in der Seeanlage wurde "ein kleines Parallelfest" gefeiert, wo auch mitgebrachte harte Alkoholika konsumiert wurden, die auf dem Sammersee nicht erhältlich sind. Man sollte prüfen, wie sich das verhängte Alkoholverbot in den Anlagen überwachen und der "Nachaufenthalt" der Festivalbesucher einschränken ließe. Das Sammersee-Team sei selbst unzufrieden über den Ablauf heuer gewesen und suche nach einer Standortalternative zum Strandbad. Eventuell müsse die Gemeinde das Team unterstützen, indem man private Wachleute anheuert, sagte der Bürgermeister: "Es wäre schade, wenn wir das Sammersee verlieren".

Einige ältere Gemeinderäte waren da anderer Meinung: Marlene Orban (SPD) etwa meinte: "Ich werde zwei Tagen nicht mehr zustimmen." Lucius Kloker (Grüne) fand jedoch eine Einschränkung auf einen Tag angesichts des "gigantischen Aufwands der Organisatoren" nicht praktikabel: "Es ist Jugendarbeit, was da über ein Jahr gemacht wird." Einig war sich das Gremium darin, die Klage der Anlieger ernst zu nehmen. Bevor man endgültig über das Festival entscheidet, will man mit der örtlichen Polizei und einem Polizeipsychologen nach Lösungen suchen.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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