Die ersten 33 kamen am vergangenen Donnerstag mit der S-Bahn in Feldafing an, gestern sollte die zweite Gruppe von Asylbewerbern eintreffen, die in der ehemaligen Diamant-Schleiferei an der Koempel-Straße in Feldafing ihre Unterkunft finden. Sie kamen aber noch nicht. "Die Regierung kommt offenbar mit den Zuweisungsbescheide nicht nach", erklärte Landratsamtssprecher Stefan Diebl.
In der ehemaligen Fabrikhalle waren bereits im vergangenen Oktober mehr als 80 Flüchtlinge eilends für einige Wochen untergebracht worden, das Werksgelände war in aller Eile zu einer "Erstaufnahmeeinrichtung" hergerichtet worden. Feldbetten standen dicht an dicht in einer großen Halle, notdürftig durch Vorhänge für ein bisschen Privatheit unterteilt. Da haben es die jungen Männer, die meisten von ihnen aus Afghanistan, jetzt deutlich komfortabler, wie sich bei einer Vorstellung der Einrichtung mit Landrat Karl Roth und Bürgermeister Bernhard Sontheim am Montagnachmittag zeigte.
Die Eigentümer, vertreten durch Sylvia Bienert, haben kräftig in die Räume investiert, die nun laut Landratsamtssprecher Stefan Diebl als "Übergangseinrichtung" dient. Wie lange die 33 Asylbewerber in Feldafing bleiben werden, ist indes völlig offen. Der Mietvertrag, den das Landratsamt mit dem Eigentümer geschlossen hat, gilt erst mal bis Ende Februar nächsten Jahres, mit einer Verlängerungsoption; über die Höhe des Mietpreises sei Stillschweigen vereinbart worden.
Die Flüchtlinge schlafen nun in Acht- oder Sechs-Bett-Zimmern, es gibt 19 Duschen im Haus, im vergangenen Herbst waren sie noch in Containern quer über den Hof untergebracht, wo nun ein kleiner Biergarten entstanden ist. Wichtigste Neuerung vielleicht: Es gibt eine Art Großküche, in der die Bewohner selbst kochen können. Über das von einem Caterer gelieferte, ungewohnte Essen, hatte es im Oktober Beschwerden gegeben.
"Reis und Bohnen", das kocht etwa Ubaid, ein 25-jähriger Mann, der in Afghanistan als Ingenieur gearbeitet hat. Drei Monate war er über Iran, die Türkei und den Balkan nach Deutschland unterwegs. Sein Zimmerkollege Ala Muhammad Ahmadzai hat vor der Flucht in der afghanischen Armee gearbeitet. Sie würden gerne arbeiten in Deutschland, sie finden "alles gut", Angst haben sie nur vor einer Ausweisung. 350 Euro werden jedem Asylbewerber monatlich ausgezahlt, erklärt Sabine Neumann, die im Landratsamt für Asylbewerber zuständig ist. Davon muss alles bezahlt werden, vom Essen bis zur S-Bahn-Karte. In den nächsten Tagen werden weitere Asylbewerber in Feldafing erwartet, die Einrichtung ist für insgesamt 100 Bewohner vorgesehen. "Sie bietet den Komfort einer Jugendherberge von vor 20 Jahren, das ist gut", sagt Sontheim.
Die Koordination des Helferkreises, zu dem rund 30 Feldafinger gehören, hat wieder Nandl Schultheiß übernommen. "Wir sind mit den Flüchtlingen einkaufen gegangen", sagt die CSU-Gemeinderätein. Sie haben ihnen das Pfandflaschensystem erklärt, und auch, dass man nicht in Gruppen vor dem Geschäft Alkohol trinken solle. Alkohol ist in der Einrichtung verboten, auch die Einhaltung der Ruhezeiten zwischen 22 Uhr und 7 Uhr wird von den vier Sicherheitsleuten und der Objektleiterin Michaela Oswald überwacht.
"Wir haben jetzt 745 Asylbewerber im Landkreis untergebracht", sagte Landrat Roth. Der Zustrom halte unvermindert an. "Im Herbst wird es kritisch. Bis dahin müssen unbedingt die Container-Siedlungen in Starnberg und Gilching bezugsfertig sein, da wir sonst auf Turnhallen oder Zelte ausweichen müssen", sagte Roth.