Feldafing:Weg vom Hürdenparcours

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Geöffnet und doch schwer erreichbar: Ursula Kreitl-Ebel, Sibylle Härtl, Peter Fischhaber, Max Mayer und Wolfgang Böhm (v.li.) bei der Ortsbegehung. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kleine Schritte sollen dem Ort mehr Barrierefreiheit bringen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Zugeparkte Gehwege, fehlende Bürgersteigabsenkungen, Stufen an Eingängen von Geschäften: Menschen mit Handicap haben im Alltag mit vielen Hürden zu kämpfen. Unter dem Motto "Lebenswerte Kommune für Alle" haben die Feldafinger Gemeinderätinnen Nandl Schultheiß (CSU) und Sibylle Härtl (Grüne) eine Begehung der Ortsmitte organisiert. Zusammen mit Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung und des Landratsamtes sowie betroffenen Bürgern und Gemeinderatskollegen machten sie am Donnerstag eine Bestandsaufnahme. Das Fazit: Man darf nicht auf die große Lösung warten und sollte mit kleinen Schritten beginnen.

Schultheiß und Härtl hatten zuvor einen interfraktionellen Antrag gestellt, wonach jährlich 25 000 Euro für die Verbesserung der Barrierefreiheit in den Haushalt eingestellt werden. Vor dem Hintergrund, dass es in vielen Gemeinden keinen entsprechenden Etat gibt, sei das besser als nichts, stellten die etwa 20 Teilnehmer fest. Mit 25 000 Euro können laut Bauamtsmitarbeiter Markus Niebler maximal vier Bürgersteigabsenkungen finanziert werden.

Daher müsse sich die Gemeinde aufs Wesentliche konzentrieren, so Bürgermeister Bernhard Sontheim. Zunächst sollten die Feldafinger befragt werden, damit eine Prioritätenliste erstellt und mit den Ortsmitteplanungen koordiniert werden könne. Zudem schlug Sontheim ein Projekt vor, bei dem Schüler aus Legosteinen Rampen basteln. Schon beim Start der Veranstaltung im Rathaussaal gab es Probleme. Die historische Eingangstüre in dem denkmalgeschützten Gebäude ist so schwer, dass Rollstuhlfahrer sie nicht selbständig öffnen können. Doch auch das Einkaufen an der Bahnhofstraße ist für Menschen mit Handicap oder Eltern mit Kinderwagen schwierig, da parkende Autos in den Gehweg ragen und Container mit Waren vor Geschäften oder Stufen an den Eingängen Barrieren bilden. Der Fußweg von der Kirche bis zur Sparkasse ist auf einer Länge von etwa 300 Metern erhöht und von einem Geländer begrenzt. Dort besteht keine Chance, die Straße zu überqueren. Die größten Schwierigkeiten haben Betroffene an der Ecke zur Johann-Biersack-Straße. Bis zur Bürgersteigabsenkung müssen sie steil bergab gehen und auf der anderen Straßenseite wieder steil bergauf. Das gleiche Problem haben Bewohner des Betreuten Wohnens, wenn sie zur Apotheke gegenüber wollen. Positiv bewertet wurde die Rampe an der Apotheke, negativ war, dass sie am Eingang zur Arztpraxis fehlt. Laut Niebler haben fehlende Bürgersteigabsenkungen in diesem Bereich oberste Priorität. Wenngleich die Gehwege am Kirchplatz im Privatbesitz sind, will er im Gespräch mit den Eigentümern Verbesserungen erreichen.

Als billigen und schnell umsetzbaren ersten Schritt schlug Rollstuhlfahrer Wolfgang Böhm vor, an Gehwegen Farbmarkierungen zur Orientierung anzubringen. Zudem könnten Behindertenparkplätze in den Ortsplänen eingezeichnet werden. Der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Maximilian Mayer, wird der Gemeinde eine Liste mit den festgestellten Mängeln zukommen lassen. Ihm zufolge kann man sich unter wheelmap.org über barrierefreie Orte im Landkreis informieren.

© SZ vom 07.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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