Feldafing:Wachsende Konkurrenz

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Der Verein "Jazz am See" verzeichnet heuer einen Zuschauerrückgang und setzt künftig auf Nachwuchs

Von Berthold Schindler, Feldafing

"Bevor ich drauf wart, bis mich jemand vorschlagt: Ich mach's nochmal!", sagt der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim lachend: Einstimmig wurde der gesamte Vorstand des Vereins "Jazz am See" von dem Dutzend anwesender Mitglieder im Amt bestätigt. Sontheim bleibt erster Vorsitzender, sein Stellvertreter ist weiterhin Matthias Helbig. Bei der ordentlichen Jahreshauptversammlung im Gasthof Pölt war die Stimmung harmonisch.

Die Mitglieder zeigten sich offenkundig mit der Arbeit der Vorsitzenden und der Rechnungsprüfer zufrieden, denn die Entlastung des Vorstands, die Wahl der alten und neuen Verantwortungsträger sowie der Beschluss zur Beibehaltung der Beitragshöhe wurden ohne Gegenstimme durchgewinkt. Sontheim verwies zunächst auf die Erfolge im Geschäftsjahr 2014: Für die Konzertreihe konnten namhafte Künstler wie die "deutsche Jazzlegende", der Klarinettist Rolf Kühn - er spielte unter Benny Goodman und leitete später das nach ihm benannte Orchester -, der US-Trompeter Randy Brecker oder der überregional bekannte Mulo Francel von Quadro Nuevo gewonnen werden; das noch recht junge Jazzplattenarchiv habe bereits jetzt eine stattliche Größe erreicht, meinte der Vorsitzende Sontheim.

Sontheim kam dann jedoch auch auf ein weniger erfreuliches Thema zu sprechen, nämlich den deutlichen Zuschauerrückgang für das laufende Jahr. Gegenüber den vergangenen Saisons, als sich die Konzertbesucherzahlen auf etwa 1100 bis hin zu 1400 einpendelten, kalkulierte er für heuer lediglich mit etwa 700 verkauften Eintrittskarten. Trotz der hochkarätigen Akteure gelänge es offensichtlich nicht mehr, das Interesse in der Region wie bisher hochhalten zu können. Was sich auch auf die Bilanz auswirkte: Der Verein steht mit einem Vermögen von über 12 000 Euro momentan hervorragend da, erwartet aber gerade wegen des rückgängigen Kartenverkaufs für das laufende Geschäftsjahr spürbare Verluste. Als Hauptgrund für die Verkaufsdelle wurde das steigende kulturelle Angebot im Umland und die damit einhergehende veränderte Konkurrenzsituation ausgemacht.

Die Trendwende müsse her, und das möglichst bald. So diskutierten die Mitglieder eifrig über Möglichkeiten, das Festival unter Beibehaltung seiner bewährten Vorzüge, also vor allem den hohen Qualitätsstandards bei der Künstlerauswahl, neu auszurichten. Ein Ansatz ist, verstärkt nach talentierten Nachwuchskünstlern Ausschau zu halten und den Kontakt zur Münchner Musikhochschule zu intensivieren.

Um die Zukunft des Vereins braucht man sich freilich keine Sorgen zu machen. Die vereinseigene Plattensammlung soll stetig erweitert werden und für die Saison 2016/17 stehe das Programm bereits in weiten Teilen. Die ausstehenden Konzerte dieser Saison können auf der Homepage von Jazz am See Feldafing eingesehen werden, Namen wie Chico Freeman aus Chicago oder der Musikkünstler Martin Schmitt geben sich für das kommende Frühjahr die Ehre. Als Sontheim den offiziellen Teil der Sitzung beschließt, lächelt er zuversichtlich: "Danke für Euer Vertrauen in unsere Arbeit."

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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