Er rührt und rührt und rührt. Es ist ja auch wirklich eine gewaltige Portion, die da in dem Topf vor sich hinköchelt. Auch die Location für diese Kochaktion ist ungewöhnlich: Direkt auf dem Bahnsteig, der ja an das Feldafinger Rathaus grenzt, steht ein Tisch, darauf eine elektrische Kochplatte mit dem Topf für das steirische Pilzragout.
Selbst der Koch ist kein gewöhnlicher, er trägt keine weiße Haube, sondern einen Trachtenhut, dazu Leinenhemd, Weste und kurze Lederhose. Nein, Bernhard Sontheim ist nicht von der Wiesn gekommen, er hat sich an diesem Freitagabend extra in Tracht geworfen, um stilecht das Pilzragout zu köcheln, mit dem am Fair-Trade-Abend für die Verköstigung der Gäste sorgen will. Bekanntlich ist Feldafing auf dem Weg, eine Fair-Trade-Gemeinde zu werden.
Sechs Kilo Pfifferlinge, Reherl genannt, hat Sontheim in seinem steirischen Urlaubsdomizil in Murau gesammelt. "Zweieinhalb Stunden hat es gedauert, dann hatte ich sechs Kilo zusammen", versichert er. Eine überaus reiche Ausbeute für diese kurze Zeit. Wie das ging? "Ich war in einem steilen Waldstück, wo sonst kaum jemand hinkommt", erklärt der offenbar recht geländegängige Bürgermeister. Das also war sein Trick.
Drinnen, im Bürgersaal, schenkt einstweilen Monika Proebst, die Vorsitzende der Steuerungsgruppe für den Fair-Trade-Prozess, Zweigelt, Bier und Wasser aus, und der Günther Haidl, der in Pöcking einen Bioladen betreibt, hat einen Teil seines Sortiments mitgebracht. Vor rund 30 Jahren hat er in Feldafing den "Fliegenpilz" eröffnet, einen der ersten Naturkostläden im Umkreis. Mit dem Geschäft ist er mittlerweile nach Pöcking umzogen. "Die klassischen Fair-Trade-Produkte sind ja Tee, Kaffee, Schokolade, aber auch bei regionalen Produkten geht es um faire und nachhaltige Preise, etwa bei den Eiern, oder der Milch", erklärt er.
Derweil rührt Sontheim draußen weiter, seine Ehefrau Gabriele schneidet schon mal das Baguette in Scheiben, die Hungrigen langen auch ordentlich zu. Und dann ist es soweit. Sontheims Pilzragaout ist fertig. Einhellige Reaktion der Testesser, darunter etliche Gemeinderäte: "Mmmh!"