Feldafing:Starre Positionen

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Noch einmal sind in Feldafing die bekannten Argumente für und wider einen Klinikneubau auf dem Bundeswehrareal diskutiert worden. (Foto: Arlet Ulfers)

Gegner und Befürworter eines Klinikneubaus tauschen vor allem alte Argumente aus

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Wenige Tage vor dem Bürgerentscheid um den Klinikneubau in Feldafing bleiben die Fronten verhärtet. Auf der Diskussionsveranstaltung am Dienstag, zu der die Initiatoren des Entscheids eingeladen hatten, rückte keiner der Teilnehmer von seiner Position ab, es wurden vorwiegend die alten Argumente ausgetauscht. Wenngleich es im vollbesetzten Gasthof Pölt zuweilen zu Zwischenrufen kam, verlief die Debatte nicht zuletzt dank der souveränen Diskussionsleitung von Corinna Spies ruhig und sachlich. Mitinitiatorin Julia Finkeissen hoffte deshalb, dass man auch nach dem Bürgerentscheid noch miteinander reden könne.

Den Initiatoren des Begehrens ist der geplante Klinikneubau zu wuchtig. Sie fordern eine Gesamtplanung für das knapp 37 Hektar große Bundeswehrgelände, bevor der Bebauungsplan für die Klinik weiterverfolgt wird. Die Gemeinde steuert mit einem Ratsbegehren dagegen und argumentiert, dass jahrelange Planungen das Aus für die Klinik bedeuten würden.

Er habe Angst, ohne Gesamtplanung "hinters Licht geführt" zu werden, kritisierte Wolfgang Dorn-Zachertz, einer der Initiatoren des Begehrens. Der Klinikinvestor breite sich auf dem Herzstück des Geländes "krakenartig" aus. Es entstehe "ein Torso mitten in Feldafing", der lediglich eine Behelfserschließung über die Siemensstraße hätte, falls die Bundeswehr das Areal nicht fristgerecht räume. Er behauptete, die Klinik habe nur 90 Euro pro Quadratmeter für das Areal bezahlt. Das rechtfertige eine Wartezeit von bis zu zwei Jahren. Der Preis wurde weder von Bürgermeister Bernhard Sontheim bestätigt noch vom Geschäftsführer der Artemed-Kliniken in Tutzing und Feldafing, Simon Machnik. Ebenso wie Sontheim wies er allerdings darauf hin, dass die Wartezeit wesentlich länger sei, weil eine Gesamtplanung erst nach dem Wegzug der Bundeswehr möglich werde. "Sie entscheiden definitiv nicht, ob es eine Gesamtplanung gibt. Sie entscheiden, ob die Klinik gebaut wird, ob Arbeitsplätze erhalten und Ausbildungsplätze für ihre Kinder geschaffen werden", betonte Sontheim, der kritisierte, die Initiatoren würden falsche Informationen weitergeben.

Die Mehrheit der Besucher sprach sich klar für die Klinik aus. Dennoch teilten viele die Sorge der Initiatoren, dass eine Trabantenstadt entstehen könne, sollte der Klinikneubau nicht in die Gesamtplanung einbezogen werden. Sontheim musste sich einige kritische Fragen gefallen lassen, etwa warum die Gemeinde nicht ihr Vorkaufsrecht genutzt habe, um günstigen Wohnraum für Feldafinger zu schaffen. Für die Klinik wäre auch Platz im Süden des Konversionsgeländes gewesen, hieß es. Andere kritisierten das Vorgehen der Initiatoren. Von 4200 Feldafingern hätten es 28 Haushalte aus der Siemensstraße geschafft, die Klinik womöglich zu verhindern. Andere fühlten sich gut informiert von der Gemeinde und fanden die Planungen transparent. Nadja Häupl, vom Lehrstuhl für nachhaltige Entwicklung für Stadt und Land an der TU München, sagte, dass es durchaus üblich sei, einzelne Areale von einem Konversionsgelände abzutrennen. Professor Peter Mathes, langjähriger Chef der Klinik Höhenried, meinte, dass man die Klinikplanung durchaus optimieren könne.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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