Feldafing:Projekt mit Sogwirkung

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Künftige Nutzung des Kasernenareals bleibt Dauerthema

Von Otto Fritscher, Feldafing

Die Umwandlung der Feldafinger Kaserne in eine zivil genutzte Fläche ist eine der großen Zukunftsaufgaben des Landkreises Starnberg. Noch werden hier Soldaten zu Elektronikern und Spezialisten für Satellitenkommunikation ausgebildet, doch Ende 2019 wird die Bundeswehr das Gelände der Fernmeldeschule endgültig räumen und in die Maxhof-Kaserne nach Pöcking umziehen. Dann hat die Gemeinde Feldafing freie Bahn, für das rund 30 Hektar große Militärareal - das immerhin ein Siebtel des gesamten Gemeindegebiets ausmacht - andere Nutzungsmöglichkeiten zu finden. Ein Großprojekt also, das auf mittlere Sicht nicht nur das Gesicht Feldafings verändern, sondern auf den Landkreis ausstrahlen wird. Mehr Gewerbe, mehr Arbeitsplätze, mehr Einwohner, mehr Verkehr, mehr Kindergartenplätze, größere Schulen - das sind nur einige der Auswirkungen. Deshalb hat der Landkreis, extra eine "Konversionsmanagerin" eingestellt: Mandy Schwausch wird den Umwandlungsprozess begleiten und koordinieren. Sie soll dabei den Blick über den Feldafinger Tellerrand hinaus einnehmen.

Was genau auf dem Gelände gebaut werden soll, ist noch nicht klar, die Planung wird Gegenstand vieler Gemeinderatssitzungen im neuen Jahr sein. Es deutet indes jetzt schon alles darauf hin, dass es eine Mischung aus Kleingewerbe, Forschungseinrichtungen, Hightech-Betrieben und auch Wohnraum erzielt werden soll. Das ist für die Gemeinde einerseits positiv, weil sie sich wirtschaftlich weiterentwickeln und mit neuen Steuereinnahmen rechnen kann, andererseits Hand müssen auch die Folgen des Zuzugs und der Expansion bedacht werden: Es wird neue Verkehrsströme geben, die Familien brauchen Kinderkrippenplätze, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten. Schon jetzt befürchten manche Gemeinderäte, dass Feldafing angesichts dieser ungeahnten Dynamik seinen dörflichen Charakter verlieren könnte.

Diese Befürchtungen sind schon beim ersten konkreten Projekt laut geworden, das auf dem Kasernengelände eigentlich schon beschossene Sache war: der Neubau der in die Jahre gekommenen Benedictus-Klinik, die sich bislang in der Ortsmitte hinter der alten Rathaus befindet. Möglicherweise steht das millionenschwere Vorhaben aber schon vor dem Aus, bevor es richtig losgegangen ist. Neben dem Klinikneubau mit vier Flügeln, insgesamt 120 Meter lang und bis zu 20 Meter hoch, hatte Klinikbetreiber Artemed noch sechs Gebäude für Personalwohnungen vorgesehen, deren Anzahl der Gemeinderat in seiner Dezember-Sitzung aber drastisch reduziert hat.

Woraufhin Artemed ankündigte, zu prüfen, ob das gesamte Projekt überhaupt noch realisierbar sei. Denn ohne Personal keine Klinik, und ohne günstige Wohnungen kein Personal. Und in Feldafing bald keine Klinik mehr? Diese Frage wird zu heftigen Diskussionen führen. Manche glauben, dass Artemed bewusst mit dem Scheitern des Projekts pokert, um doch noch mehr Personalwohnungen genehmigt zu bekommen. Etliche Gemeinderäte befürchten indes, dass mit dem riesigen Neubau gleich ein Präzedenzfall für die Nutzung d es gesamten Gebiets geschaffen wird. Ergebnis offen.

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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