Feldafing:Pflücken erlaubt

Lesezeit: 1 min

Gärtner Norbert Russ (li.) zeigt Bürgermeister Bernhard Sontheim, wie bepflanzt wird. Dabei B. Mogalle (2.v.li.), C. Winkelkötter und K. Kollmann. (Foto: Franz X. Fuchs)

Ein Naschgarten am Rathaus steht allen Feldafingern offen

Von Manuela Warkocz, Feldafing

Große Gärten sind in Feldafing ja durchaus keine Seltenheit. Salat, Radieschen oder Kartoffeln sucht man darin aber meistens vergeblich. Der eigene Nutzgarten ist aus der Mode. Deshalb nimmt sich Bürgermeister Bernhard Sontheim an Michelle Obama ein Beispiel. Wie Amerikas First Lady hinter dem Weißen Haus lässt er hinter Feldafings Rathaus einen öffentlichen Gemüse- und Obstgarten anlegen. Mit 300 Quadratmeter sogar ein wenig größer als das Grünfleckchen der Präsidentengattin. Aber mit der gleichen erzieherischen Absicht.

"Ich bin ein Fan von natürlichen Lebensmitteln", sagt der Rathauschef. Leider hätten viele jungen Menschen heute ein ganz anders Geschmacksempfinden wie Ältere. "Die denken ja, alle Tomaten müssten wässrig schmecken". Wässrig war beim offiziellen Spatenstich am Montagmittag allenfalls das Wetter. Der künftige "Naschgarten" gerierte sich als "Nassgarten". Aber bald sollen, wo bisher eine Rasenfläche war, Sellerie und Gelbe Rüben, Kürbis und Kartoffel aus der Erde sprießen. Auf dem Weg zum nahen Bahnhof könnte man vielleicht sogar schon bald ein paar Erdbeeren pflücken. Bauhof-Leiter Jörg Schwarzbeck und Mitarbeiter Norbert Russ haben schon gepflanzt und sind auch zuständig für die Pflege. "Bio-Qualität ist uns wichtig. Statt zu spritzen werden wir zum Beispiel eine Schnecken resistente Salatsorte ausprobieren. Kürbisse werden auf einem Mistbeet ausgebracht, das düngt sich quasi von selbst", erklären die Naschgarten-Gärtner. Beim Unkrautzupfen setzen sie auf die Hilfe von Buben und Mädchen aus Grundschule und Kindergarten. Brigitte Mogalle, Leiterin der benachbarten Kinderkrippe, freut sich schon "mit den Kindern im Herbst Kartoffeln zu ernten und gemeinsam eine Suppe zu kochen".

"Pflücken erlaubt", statt "Betreten verboten" - das gefällt Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter. Denn der Naschgarten passt wunderbar zum Schlagwort "Naturgesund", mit dem sich der Landkreis bekannt machen will. Kommt der Naschgarten gut an, kann sich Sontheim vorstellen, weitere Flächen umzuwandeln. "Wer weiß, vielleicht machen wir auch aus dem Bundeswehrgelände einen riesigen Nutzgarten", scherzte er. "Das würde unsere Planungen um den Nachnutzungsprozess deutlich vereinfachen." Ob Sontheim wie Michelle Obama Gäste künftig mit Gemüse aus dem eigenen Garten verwöhnen wird, ist unbekannt.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: