Feldafing:Musik für jede Lebenslage

Lesezeit: 2 min

Gewitzt: Die österreichische Gruppe "Saxofour" beim ihrem Auftritt im Feldafinger Bürgersaal. (Foto: Georgine Treybal)

Das Finale des Seejazz-Festivals mit der Gruppe "Saxofour"

Von Reinhard Palmer, Feldafing

Heute sind Saxophonquartette geradezu en vogue. Doch das österreichische Ensemble Saxofour dürfte bei der Gründung für die Austria-Jazz-Tage Vöcklabruck vor 25 Jahren noch eine exotische Erscheinung gewesen sein. Aber so puristisch ist die Besetzung keineswegs, nicht nur wegen des gelegentlichen Einsatzes von Klarinette und Querflöte. Alleine die Saxophone in verschiedenen Tonlage haben bereits eine breite Palette an Klangfärbungen und -charakteristika zu bieten.

Auf alle Fälle war der Auftritt des Ensembles ein besonderer, ja ungewöhnlicher Abschluss des 4. Seejazz-Festivals. Aber schließlich unterscheiden sich Festivals von Konzertreihen gerade dadurch, dass sie sich abseits des Mainstreams bewegen und auch Randerscheinungen ins Rampenlicht rücken.

Den sommerlichen Höhepunkt auf der Roseninsel vereitelten die vergangenen regnerischen Tage, sodass sich die Jazzgemeinde etwas reduziert im Feldafinger Bürgersaal zum Gastspiel des humorvollen Quartetts traf. Humorvoll nicht nur aufgrund der besetzungsbedingten Kuriosität und pfiffigen Arrangements, sondern auch wegen der Performance, die diese Formation explizit als Bestandteil ihrer Auftritte versteht. Und das beschränkt sich nicht nur auf die spaßigen Ansagen und Zwischenkommentare, die in ihrer Spontaneität sehr erfrischend daherkamen. ("Jetzt spielen wir die Bundeshymne, weil bei Olympia hört man sie nie.") Es konnte auch vorkommen, dass die vier Musiker energisch von der Bühne stürmten und unkontrolliert in den Saal ausschwärmten, um schließlich vor der Bar ein Pendant zur Bühne zu finden.

Ob zufällig oder beabsichtigt - diese belustigenden Aktionen hatten einen spannenden Nebeneffekt: Sie führten zum räumlichen Hören, insbesondere in der Zugabe, als das Quartett den Weg ins Freie fand und sich als fernes Echo für den Schlussangriff sortierte. Kleine pantomimische Einlagen wie die Parodie auf die Kraxler in "Music for Bergsteiger", lockerten das Konzert zusätzlich auf. Das Repertoire des Abends folgte Projekt "Music for all occasions", das von der Grundidee her auf einem programmatischen Hintergrund aufbaut. Und egal welche Gelegenheit thematisiert wurde: Saxofour verstanden es, aus jeder Lebenslage einen packenden Quartettsatz abzuleiten.

Die Grundlage im Spiel des Quartetts ist meist ein kraftvoller Bass, ein Groove, der den Raum für Arrangements wie Improvisationen öffnet. Besonders reizvoll in "Music for a Railroadjourney", denn das Stück entwickelte sich aus der Imitation von Dampflokomotiven-Geräuschen wie Zischen, Schnalzen und rhythmischer Beschleunigung. So bildhafte Vorstellungen waren allerdings nicht immer möglich, gehörten zu den Occasions auch Hochzeit, Scheidung - mit dem Untertitel "Musik zum (zweit)schönsten Tag im Leben" - und der "Happy Morning" mit einer vergnügten Flötenmelodie.

Aber letztendlich spielten die Titel eine nachrangige Rolle, wurden sie von den vier Musikern doch je nach Bedarf abgeändert. So gab es auch den Titel "Music for the Feldafing", der mit einem volksmusikantischen Ländler schmeichelte. Und weil die Formation schließlich einen runden Geburtstag zu feiern hatte, durfte "Happy Birthday" nicht fehlen.

Wolfgang Pusching, Florian Bramböck, Klaus Dickbauer und Christian Maurer teilten sich dabei die einzelnen Töne des Themas unauffällig untereinander auf, was vielleicht schwieriger war, als die virtuosen Soli, mit denen die Instrumentalisten immer wieder ihre Meisterschaft demonstrierten. Denn trotz so viel Humor leisteten Saxofour eine anspruchsvolle musikalische Arbeit, beginnend bei den Kompositionen selbst. Mozarts "Lied der Trennung", integriert in die nostalgisch-feierliche Ballade "Music for Hochzeit", stand hier als Beispiel für den absolut ernsthaften Hintergrund. Die Begeisterung des Publikums war denn auch groß.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: