Feldafing:Mit Witz und Charme

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Galeristin Dany Keller zeigt anhand von Fotos und Dokumenten, dass ihre teilweise aberwitzigen Geschichten wirklich wahr sind. (Foto: Nila Thiel)

Galeristin Dany Keller liest in der Villa Waldberta

Von Hannah Maassen, Feldafing

"Galeristin ist ein hochinteressanter Beruf, den ich aber nicht empfehlen kann" . Interessant klingt das Leben und Wirken der Dany Keller, die 1970 ihre erste eigene Galerie in Starnberg Kempfenhausen eröffnete, und dann nach München umzog. Die witzigsten Geschichten ihrer Arbeit mit Künstlern hat sie in ihrem Buch "Nur eine Stunde zu spät" zusammengefasst. Im Gespräch mit BR-Journalistin Kirsten Martins, erzählte sie in einer Veranstaltung des Starnberger Kunst- und Museumsvereins in der Feldafinger Villa Waldberta mit großem Charme und viel Humor einige ihrer Geschichten.

Manche klingen so fabelhaft, man würde sie kaum glauben, wenn nicht Beweisfotos oder Dokumente existieren würden; so zum Beispiel, dass sie, auf Wunsch des ausstellenden Künstlerpaars Igor und Svetlana Kopystiansky, so lange Elton John hinterhertelefonierte, bis dieser 1989 in ihre Galerie kam, ihr und dem Paar acht Konzertkarten schenkte und in den Backstagebereich zum Champangertrinken einlud. Oder die Notfallausstellung zusammen mit Jürgen Klauke, der Bilder mit, wie sie es nennt, "Produkten", inszenierte und dem, im Anschluss an die Ausstellung, von begeisterten Mitarbeitern des Ladens lebenslanger, kostenloser Einkauf bei Beate Uhse eingeräumt wurde.

Sie liest und erzählt lebhaft, mit viel Witz und Charme vor einem Publikum, das aus dem ganzen Umland kommt. Bei manchen Erinnerungen lächelt die Autorin verschmitzt und erfüllt mit ihren Geschichten den Raum, fast ist es so als stehe man selbst mit "John", wie sie ihn nennt, Cage in der Küche, schaue ihm beim makrobiotischen kochen zu und verarzte ihm drei Mal am durchs Messer verletzten Finger. Ihre Hartnäckigkeit und Eigenwilligkeit zeigen sich an dem Abend ebenfalls, trotz Hustens ist sie mit der deutschen Bahn vom Westerwald nach Feldafing gefahren, in zehn statt der eigentlichen fünf Stunden, und gleich am darauffolgenden Tag setzt sie sich wieder in den Zug.

Darüber hinaus wirkt sie besonnen, humorvoll und auf dem Boden geblieben: Keller trinkt lieber Tee als Kaffee, mag Tage lieber als Nächte und bevorzugt Beuys gegenüber Turner. Ihre Galerie gibt es heute so nicht mehr, allerdings hängt ihr gesamtes Haus "von oben bis unten voll mit Bildern", manchmal mache sie noch Ausstellungen mit ihrem Eigenbestand, allerdings nicht mit neuen Künstlern und Bildern, die seien "für die Jungen da". Ob es ihr wehtue Bilder zu verkaufen? "Ich habe lange daran Freude gehabt, jetzt ist jemand anderes dran." Den heutigen Kunstmarkt findet sie pervertiert, vermutlich bevorzugt sie deswegen auch Beuys gegenüber Turner, und Duchamp findet sie Klasse. Allein die Behauptung habe, egal ob zum Spaß oder nicht, etwas zu Kunst gemacht. In einem ähnlichen Sinne findet sie auch "sensationell, dass das Werk von Banksy geschreddert wurde, der macht ja Kunst, die man nicht kaufen soll. Das hat diesen pervertierten Kunsthandel richtig auf die Schippe genommen." Man merkt Dany Keller an, dass sie die Galerie in erster Linie für Kunst und Künstler betrieben hat. Und für die Geschichten.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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