Feldafing:Millionengeschäft ohne Geld

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Eine Betrügerin fädelt den Kauf einer Luxusvilla in Feldafing ein

Von Christian Deussing, Feldafing

Die Erbschaft ihres verstorbenen Vaters und den Unfalltod ihres Mannes hatte sie erfunden, auch ihren Doktortitel und die Hilfsreise nach Nepal für "Ärzte ohne Grenzen". Der Fantasie einer erwerbsunfähigen Krankenschwester entsprang auch, dass sie über ein Vermögen von sechs Millionen Euro verfüge. Auf dieses Märchen fielen der Eigentümer einer denkmalgeschützten Villa in Feldafing und sein Makler, ein Architektenbüro und das Landesamt für Denkmalpflege herein. Und so begann die 57-Jährige Kaufverhandlungen für eine Luxusimmobilie, die 3,3 Millionen Euro kosten sollte. Am Dienstag stand die Frau in Starnberg vor Gericht.

Die Angeklagte sei bei den Besichtigungen, den Makler- und Notarterminen vor knapp zwei Jahren stets seriös, nett und äußert glaubwürdig aufgetreten, betonten die Zeugen im Betrugsprozess vor dem Schöffengericht. Die 57-Jährige wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung und zu 100 Sozialstunden verurteilt. Ihr Sohn wurde wegen Mittäterschaft zu eine zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt und muss ebenfalls 100 Sozialstunden ableisten. Der 26-jährige hatte die Taten abgestritten, während seine Mutter den Betrug einräumte. Aber ein vernünftiges Motiv konnte die Garchingerin, die auf dem Feldafinger Areal sogar noch ein Haus für ihren Sohn bauen wollte, nicht nennen. Denn einziehen wollte sie gar nicht.

Die Richter staunten, wie leichtgläubig der Eigentümer und vor allem der Makler der Kaufinteressentin, die keinerlei Finanzierungsnachweise vorlegte, auf den Leim gegangen waren. Es seien "sehr nette und angeregte Gespräche" gewesen, erinnerte sich der Hauseigentümer, der das Anwesen inzwischen verkauft hat. Aus der Abwicklung habe er sich weitgehend herausgehalten. Schließlich sei er davon ausgegangen, dass der beauftragte Makler "etwas von seinem Geschäft" verstehe. Der 77-jährige Zeuge erzählte, dass die Angeklagte ihre Käuferrechte geltend machte und das Objekt nur mietfrei übernehmen wollte. Wegen der kurzen Frist zum Auszug, habe er eine Abfindung von 50 000 Euro an die Mieterin gezahlt. Zudem seien Notarkosten von 18 000 Euro fällig geworden.

Laut Anklage wurde das Maklerbüro durch den geplatzten Verkauf der Villa um knapp 118 000 Euro betrogen. Man habe zunächst keinen Anlass gehabt, misstrauisch zu werden, sagte der Diplom-Immobilienwirt in der Verhandlung. Er frage sich aber, "wie das alles passieren konnte". Architekten kümmerten sich seinerzeit um mögliche Umbauten, vermaßen das Grundstück und machten einen Sickertest; alles unter den Augen des Landesamtes für Denkmalpflege. Das Architekturbüro blieb auf etwa 12 000 Euro Planungskosen sitzen.

Die Staatsanwältin forderte wegen gemeinschaflichen Betrugs für beide Angeklagten eine Gefängnisstrafe von drei Jahren, während der Verteidiger der Frau lediglich eine Bewährungsstrafe von höchstens 18 Monaten und Sozialstunden beantragte. Der Anwalt betonte, wie "unglaublich einfach" es seiner Mandantin gemacht worden sei, nichts über ihre finanziellen Verhältnissen vorlegen zu müssen. Das sei "erschreckend und nicht nachvollziehbar", sagte der Anwalt. Richterin Brigitte Braun erkannte dies auch. Denn der Fall wäre anders verlaufen, wenn man die Nachweise über das angebliche Vermögen verlangt hätte.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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