Feldafing:Kritik am Masterplan für Kasernengelände

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Grünen-Gemeinderat Anton Maier will die geplante Bebauung des 25 Hektar großen Geländes deutlich verringern

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es ist Viertel nach acht, und noch immer stehen sich die Feldafinger, die am Dienstagabend die Gemeinderatssitzung verfolgen wollen, die Beine in den Bauch. Drinnen wird allerdings schon getagt - nicht öffentlich, wie durch das Fenster der versperrten Rathaustür zu sehen ist. Mit einer Dreiviertelstunde Verspätung öffnet Bürgermeister Bernhard Sontheim die Tür und sagt: "Wir hatten einen schwierigen Punkt zu beraten." Es geht um das Isek, das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept. Das ist sozusagen der Masterplan für die Zukunft Feldafings, in dem Experten aufzeigen, wie sich das 5000-Einwohner-Dorf weiterentwickeln soll, vor allem auf der riesigen Kasernenfläche der Fernmeldeschule.

Gerade diesen Masterplan hält Vizebürgermeister Anton Maier (Grüne) für "nicht zukunftsweisend" und "zu holzschnittartig", wie er dann gleich eingangs des öffentlichen Teils erklärt. Deshalb hat er mit seinem Fraktionskollegen Boris Utech einen Antrag formuliert, der quasi den Stopp der seit Jahren laufenden Planung hätte bedeuten können. Hätte, denn er zieht den Antrag zurück, um ihn neu formuliert in der Juli-Sitzung auf den Tisch zu bringen.

Die Gründe wurden vorher nichtöffentlich diskutiert, es ist eine komplexe Gemengelage. Klar ist, dass die Gemeinde das rund 25 Hektar große Areal kaufen will, um bei der Entwicklung für Wohnen, Gewerbe, Forschung und Erholung alleine das Sagen zu haben. Die Kaufverhandlungen mit der Bima - der Budesimmobilien-Agentur - sind bereits angelaufen, es geht natürlich vor allem um den Kaufpreis. Aber eben auch darum, dass die Gemeinde gegenüber dem Bund mit einer Stimme spricht, um in einer besseren Verhandlungsposition zu sein.

Maier will nun den Planern, die das Isek schon nahezu fertig ausgearbeitet haben, neue Aufgaben reinpacken, acht an der Zahl. Sie sollen untersuchen, wie bezahlbares Wohnen durch Baugemeinschaften gemischt mit kleinen Gewerbeeinheiten realisiert werden kann, "als Alternative zu großen zusammenhängenden Gewerbegebieten", wie es in dem Antrag heißt. Eine "Mobilitätskultur" zur Reduzierung des Autoverkehrs soll entwickelt werden. So könne etwa ein autonom fahrender Bus vom Bahnhof in den neuen Ortsteil fahren, sagte Maier am Rande der Sitzung. Und 1500 Stellplätze, die in Tiefgaragen vorgesehen sind, sind den Grünen ebenfalls viel zu viel. Die Natur soll in der Bauleitplanung erfasst und hervorgehoben werden, der Sportplatz zu einer Freizeitfläche umgestaltet und das "geschichtliche Erbe" - die Sturmblockhäuser aus der NS-Zeit - "bei der Planung hervorgehoben werden". Kurz gesagt: Die Grünen wollen die geplante Bebauung des Kasernenareals deutlich verringern.

Alles recht konkrete Forderungen - und genau das war nach Ansicht der Mehrheit im Gremium der Haken am Antrag von Anton Maier. Sind konkrete Vorgaben für die Planer in der Bauleitplanung gemacht, steigt zudem der Wert des Grundstücks, die Gemeinde müsste wohl einen höheren Preis bezahlen. Und bei Neuaufrollen könnte es zu Verzögerungen kommen und sich die Planung zudem verteuern. Ein Risiko, das nach heftiger nicht öffentlicher Debatte auch die Grünen nicht eingehen wollten. Etwas schmallippig zog Maier den Antrag zurück, um ihn "juristisch einwandfrei umzuformulieren". Dies bedeutet, dass die Punkte, die Maier im Isek stärker berücksichtigt haben will, in die sogenannte " vorbereitende Untersuchung" verlagert werden. "Wir mussten den Antrag zurückziehen, um juristische Gefahren für das weitere Vorgehen abzuwenden. Bei der Umformulierung können Inhalte verloren gehen. Ich bin gar nicht glücklich damit", sagte Maier zur SZ.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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