Feldafing:Im Widerstand

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Die Gemeinde Feldafing ist dem Klimapakt zwar beigetreten, ihr Bürgermeister hält aber immer noch nichts davon

Die Gemeinde Feldafing wird dem Klimaschutzpakt des Landkreises beitreten. Einen entsprechenden Antrag der Grünen-Fraktion hat der Gemeinderat nach eingehender Diskussion mit zehn zu vier Stimmen befürwortet. Der zusätzliche Antrag, einen Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung zum Klimaschutzbeauftragten zu ernennen, indes wurde abgelehnt. Bürgermeister Bernhard Sontheim war gegen den Beitritt.

Sontheim zeigte sich weiter unzufrieden. Nach seiner Einschätzung hebe sich seit dem Kreistagsbeschluss vor elf Jahren, wonach der Landkreis bis zum Jahr 2035 weitgehend energieautark sein will, nicht viel getan. Das einzige signifikante Projekt seien die Windräder in Berg. Wie die Klimamanagerin des Landratsamtes Josefine Anderer-Hirt erläuterte, ist aber ausgerechnet die Gemeinde Berg dem Klimaschutzpakt nicht beigetreten. Diese Haltung der Seegemeinde konnte Sontheim durchaus nachvollziehen. Er sei ebenfalls gegen einen Beitritt. Als Grund gab er an, dass sich die Gemeinde damit verpflichtet, mindestens drei Maßnahmen pro Jahr umzusetzen. Dafür stehen seiner Ansicht nach nicht genügend Kapazitäten in der Verwaltung zur Verfügung. Er lehne "Aktionismus" ab und wolle nicht, dass Klimaschutz zur "Alibiveranstaltung" verkomme. Wenn er Bürger bitte, ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule zu bringen, sei das eine Selbstverständlichkeit. Damit Werbung zu machen sei aber reine Show. Stattdessen schlug der Rathauschef vor, eine große Maßnahme pro Jahr zu planen. "Dann können wir wirklich effektiv etwas erreichen." Energiereferent Boris Utech (Grüne) befürwortete eine große Maßnahme pro Jahr. Aber man könne die Verpflichtung mit kleineren Maßnahmen "auffüllen". Ebenso wie weitere Ratskollegen vertrat er die Ansicht, dass es darum gehe, mit dem Klimaschutzpaket ein Zeichen zu setzen. Zumal die Gemeinde damit kein Risiko einginge. Denn Anderer-Hirt zufolge gibt es keine Sanktionen für Gemeinden, die die drei Maßnahmen pro Jahr nicht umsetzten. Sontheims Vorschlag wurde mit knapper Mehrheit von 7 zu 7 Stimmen abgelehnt. Der Gemeindechef zeigte sich enttäuscht. Damit verfahre man nach dem Motto "Wasch mir den Pelz, aber mach' mich nicht nass".

Der Klimapakt ist aber nicht nur beim Feldafinger Bürgermeister umstritten. Auch sein Kollege aus Berg, Rupert Monn, hält von einem Beitritt nichts. Ganz im Gegenteil: Er empfindet die Ausgaben des Landkreises für diese Klimaschutz-Aktion viel zu hoch. Das betonte er auch an anderer Stelle, nämlich in der Sitzung des Abfallwirtschaftsverbandes. Für die Personalausgaben samt den Druckerzeugnissen wie Hochglanzbroschüren werde ein Haufen Geld ausgegeben. Auch am Ammersee ist man mit dieser Art des Klimaschutzes unzufrieden. Herrschings Bürgermeister Christian Schiller fühlt sich eingeschränkt in der Handlungsfähigkeit seiner Gemeinde und hat das Gefühl, dass nur positive Nachrichten von der Klimaschutzmanagerin erwünscht seien.

© SZ vom 22.07.2016 / sbh/pro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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