Feldafing:Handgreiflicher Streit

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Jugendgericht verurteilt Angeklagten zu Öko-Wochenende

Von Christian Deussing, Feldafing

Anfangs war die Geburtstagsparty in der Hütte der "Jungen Menschen" (JM) in Feldafing in bester Stimmung verlaufen. Die Feier im Juni vorigen Jahres war auch gut organisiert. Doch dann lief die Fete, bei der reichlich Alkohol ausgeschenkt wurde, spät nachts aus dem Ruder. Der Freund der Gastgeberin soll betrunken einem Mädchen an den Hintern gegrapscht haben - ausgerechnet die Schwester des 20-jährigen Organisators, der laut Anklage daraufhin den stark alkoholisierten Gast geschlagen und getreten hatte, als der schon kauernd auf dem Boden lag. Das Starnberger Jugendgericht verurteilte den Angeklagten jetzt wegen "vorsätzlicher Körperverletzung" zu Sozialstunden: Der junge Mann muss hierbei an einem "Öko-Wochenende" Waldarbeiten verrichten.

Die vier weiteren Angeklagten bestritten im Prozess die körperlichen Attacken, die sich auch von Zeugen nicht belegen ließen. Ein eingeteilter Ordner räumte jedoch ein, dem betrunkenen, lauten und widerborstigen Besucher "aus Reflex eine gelangt" zu haben, weil er von ihm bespuckt und beleidigt worden sei. Dem Richter waren die Aussagen der Zeugen in der Verhandlung insgesamt "zu widersprüchlich", um die anderen Angeklagten ebenso verurteilen zu können. Denn der Alkohol hatte damals die Sinne wohl so vernebelt, dass das genaue Geschehen vor der JM-Hütte am Waldrand nicht mehr sicher zu rekonstruieren war.

Die Geburtstagsfeier war akribisch vorbereitet. Auch die Gästeliste wurde überprüft, damit es nicht wie in den Jahren zuvor, Ärger mit Nachbarn, der Polizei und Gemeinde gibt. Es sei zunächst alles "super" verlaufen, berichtete der verantwortliche Organisator, der keinen Alkohol getrunken hatte. Doch dann habe er von dem Griff an den Hintern seiner Schwester gehört und deshalb den auch zu lauten Gast an den Kragen gepackt und draußen "auf den Boden gedrückt, um ihn zu beruhigen". Der Angeklagte beteuerte, dass er damit die Situation nur "deeskalieren" und sein Hausrecht wahrnehmen wollte.

"Ich war betrunken, habe aber niemanden belästigt und auch nicht randaliert", betonte dagegen der 19-jährige Besucher, der die Polizei gerufen hatte. Er hat allerdings erst einen Tag später seine Schürfwunden und Prellungen bemerkt und sich in der Klinik untersuchen lassen. Jedenfalls hätten mehrere Personen auf ihn eingeschlagen, erzählte der Starnberger. Dessen Freundin war die Partygastgeberin gewesen und versuchte damals, ihren Partner noch wegzuziehen. Sie betonte in der Vernehmung, dass ihr Freund aber sicher nicht die andere Frau angefasst habe. Er sei an dem Abend bestimmt "nicht stockbesoffen" gewesen und habe sich unter Kontrolle gehabt, behauptete die junge Frau. Fest steht jedoch: Nach dem Streit war die große Party ganz schnell vorbei und die fröhliche Geburtstagsstimmung dahin.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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