90 Jahre Golfclub Feldafing:Eine perfekte Saison

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Der Feldafinger Golfclub feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr schafft die erste Mannschaft den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Der Verein kommt ohne Betreibergesellschaft aus und sieht sich als "exklusive Familie"

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es ist eine perfekte Paarung: Die Gemeinde Feldafing begeht heuer ihr 900-jähriges Jubiläum, und der Golfclub Feldafing wird 90 Jahre alt. Mit einem großen Open-Air-Konzert im Juli und einem Jubiläumsturnier feierte der Traditionsverein, der zu den zehn ältesten Golfclubs in Deutschland zählt. Und der Verein machte sich sozusagen selbst das schönste Geschenk: Die erste Herrenmannschaft ist nach einjähriger Absenz wieder in die erste Bundesliga aufgestiegen, "nach einer perfekten Saison", wie Geschäftsführer Florian Kohlhuber sagt. Wobei "perfekte Saison" in der Golfer-Sprache bedeutet, dass die Feldafinger alle fünf Punktspiele gewonnen haben. Insgesamt neun Mannschaften hat der Club, der 850 Mitglieder zählt. 150 davon sind Kinder und Jugendliche, die in der Regel einmal wöchentlich auf der 18-Loch-Anlage trainieren. Fünf Pros beschäftigt der Club, "da ist für jeden Leistungsanspruch der richtige Trainer dabei", ist Kohlhuber überzeugt.

Wenn man den Geschäftsführer nach den Besonderheiten des Golfclubs fragt, muss dieser nicht lange nachdenken: Zum einen ist es der Platz, der mit seinem 300 Jahre alten Baumbestand im Lenné-Park zu den landschaftlich reizvollsten Plätzen in ganz Deutschland gehört. Dass aus dem Park ein Golfplatz wurde, ist den Wittelsbachern zu verdanken. Bekanntlich wollte König Maximilian II. dort ein Sommerschloss bauen, das allerdings nie über die Grundmauern hinauskam. Ludwig II. ließ die Arbeiten einstellen, die Steine wurden zum Bau des Feldafinger Rathauses verwendet. Und der Abschlag von Loch elf liegt über dem damaligen Weinkeller. Ein Umstand, der Kohlhuber den Hinweis entlockt, dass die Betreiber des Clublokals, die Familie Küster, immerhin schon mal für das englische Königshaus gekocht habe - was natürlich gut zum Motto des GCF passt: "Königlich golfen". Und es sei auch nicht selbstverständlich, so Kohlhuber, dass ein Gastronom einem Golfclub 27 Jahre lang die Treue halte - so wie die Küsters.

Mit wehendem Rock und einem mächtigen Schwung eröffnete die Fürstin zu Schaumburg-Lippe im August 1926 den Feldafinger Golfplatz. (Foto: GC Feldafing)

Eine andere Besonderheit, oder gar ein "Vorteil" des Feldafinger Clubs ist laut Kohlhuber, dass er als e.V., als Verein also, organisiert ist; es gibt, anders als bei vielen anderen Club, keine Betreibergesellschaft. "Wir müssen keinen Gewinn erwirtschaften", sagt der Geschäftsführer, verweist aber gleichwohl auf die "sehr gute Finanzlage". So könnten die Mitglieder "jederzeit ohne Voranmeldung auf die Runde gehen", und es gebe keine "Einladungsturniere, die den Platz blockieren".

Exklusiv muss es auch bei Gründung des Clubs zugegangen sein: Zu den Gründungsmitgliedern zählt auch der damalige Besitzer des Hotels Kaiserin Elisabeth, denn der Fremdenverkehr nahm damals am Starnberger See einen Aufschwung, und den Gästen wollte man natürlich etwas bieten. Den damaligen Neun-Loch-Platz eröffnete auch kein Feldafinger, sondern die Fürstin zu Schaumburg-Lippe, mit wehendem Rock und einem kräftigen Abschlag. In der Nazizeit war auf dem Gelände eine riesiges Sportareal geplant, das zur Eliteschule der Nationalsozialisten in Feldafing gehören sollte. Es kam allerdings nicht zur Realisierung. Nach dem Krieg nahmen die Amerikaner das Areal in Beschlag, General Albert Watson, selbst begeisterter Golfer, ließ seine Pioniere mit schwerem Gerät weitere neun Löcher in die Landschaft formen. Mitte der Neunzigerjahre wurde der Platz erneut umgestaltet - in seine heutige Form.

Die Gründungsmitglieder des Feldafinger Golfclubs stellten sich vor dem Hotel Kaiserin Elisabeth zum Gruppenbild. (Foto: GC Feldafing)

Die Amerikaner hatten auf dem Platz mit der besten Aussicht auf See und Gebirge im Jahr 1945 das "alte" Clubhaus gebaut, das Mitte der Siebzigerjahre durch den Neubau ersetzt wurde, der 2010 modernisiert wurde. Auch ein traditionsreicher Club muss eben mit der Zeit gehen.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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