Feldafing:Ein Richter, der Geschichte schreibt

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Udo von Hunoltstein hat immer schon gern geschrieben. Zunächst waren es Urteilsbegründungen, nun sind es Kurzchroniken zur Ortsgeschichte. (Foto: Georgine Treybal)

Udo von Hunoltstein hat eine Kurzchronik des Ortes Feldafing verfasst. Nun arbeitet er an einem Buch über Tutzing

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es war ein Vortrag von Franz Schrödl, einem ausgewiesenen Kenner der Feldafinger Ortsgeschichte, der den Ausschlag gab: Schrödl referierte anlässlich des 900-Jahr-Jubiläums der Gemeinde, im Auditorium saß Udo von Hunolstein. "Das war so interessant und hat mich ermuntert, selbst eine Kurzchronik der Gemeinde Feldafing zu schreiben", erinnert sich der pensionierte Richter, der am Oberlandesgericht tätig war. "Und das Schreiben war ich ja schon damals gewohnt", fügt er im Gespräch mit der Starnberger SZ lachend hinzu. Wenn es wohl auch eher Urteilsbegründungen gewesen sein müssen als historische Abhandlungen über die Fischer, den Bau der Eisenbahn und das Lager der Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg.

Von diesen Themen handelt das 62 Seiten starke Büchlein mit dem Titel "Kurzgeschichte der Gemeinde Feldafing und der Roseninsel im Starnberger See". Da die Erstauflage von 120 Exemplaren schnell vergriffen war, hat von Hunoltstein nochmals 50 nachdrucken lassen. Doch damit nicht genug: Weil von Hunoltstein im vergangenen halben Jahr sozusagen beim Schreiben "gut im Fluss" war, wie er sagt, hat er gerade noch zwei Büchlein nachgelegt: Eines über die "Pfahlbauten und Ausgrabungen auf der Roseninsel", das andere über die "Kirche St. Peter und Paul in Feldafing und der Feudalismus". Die beiden letzteren verkaufen sich allerdings bislang eher mau. Erhältlich sind die drei kleinen Büchlein zum Preis von 15 Euro - nicht im Buchhandel, sondern ausschließlich in den Feldafinger Friseursalons Spöttl und Kögl.

Recherchiert hat von Hunoltstein, inzwischen immerhin 82 Jahre alt, sowohl in Gesprächen mit Franz Schrödl als auch im Internet. Und natürlich hat er auch die sogenannte Kistler-Chronik gelesen, ein äußerst umfangreiches Werk über die Feldafinger Geschichte, das die Gemeinde mit Hilfe des Arbeitskreises Ortschronik, der Gemeindearchivarin und anderen Helfern vor Jahresfrist ergänzt, überarbeitet und dann selbst herausgegeben hat.

Vielleicht liegt es daran, dass von Hunoltstein von der Reaktion der Gemeinde auf sein Ansinnen, beim Vertrieb seiner Büchlein "eine gewissen Unterstützung" von der Gemeinde zu erhalten, enttäuscht worden ist. "Ich habe dem Bürgermeister vorab ein Exemplar der Kurzgeschichte übersandt. Aber die Reaktion war negativ", wundert sich von Hunoltstein. Er vermutet, dass seine Arbeit "als unerwünschte Konkurrenz verstanden wird". Auch der Pfarrer, dem er die Arbeit über die Kirche St. Peter und Paul geschickt hat, habe "jede Reaktion vermissen lassen und offensichtlich auch seine Gemeinde nicht auf das Büchlein hingewiesen".

Nichtsdestotrotz lässt es sich Udo von Hunoltstein nicht verdrießen. "Aus Freude am Schreiben" hat er auch Kurzgeschichten über die Gemeinden Pöcking und Tutzing in Arbeit. Die Pöckinger Mini-Chronik ist fast fertig, Bürgermeister Rainer Schnitzler hat sie bereits zur Ansicht erhalten. Am Büchlein über Tutzing arbeitet der pensionierte Richter, der seit 1969 in Feldafing wohnt und eine Feldafingerin geheiratet hat, noch eine Weile. Tutzing habe immerhin elf Ortsteile, und da müsse er sich beschränken. Und er hat Band eins dem Hauptort Tutzing gewidmet, Band zwei wird sich dann mit diversen Ortsteilen beschäftigen. "Das Schreiben macht Spaß und hält mich frisch", erklärt von Hunoltstein.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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