Feldafing:Die Jugend fürs Lesen begeistern

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"Büchereien sind ein Treffpunkt zum Austausch", sagt die scheidende Leiterin Annemarie Held (links). Ihre Nachfolge tritt nun die 52-jährige Anne-Kathrein Eitelwein an (rechts). (Foto: Georgine Treybal)

Neue Bücherei-Leiterin stellt sich einer schwierigen Aufgabe

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Nach mehr als 25 Jahren als Leiterin der Feldafinger Gemeindebücherei verabschiedet sich Annemarie Held in den Ruhestand. Den Gemeinderat informierte sie selbst darüber, als sie dort ihren Jahresbericht vorstellte. Ihre Nachfolge wird Anne-Kathrein Eitelwein antreten, die bereits seit fünf Jahren in der öffentlichen Bibliothek arbeitet.

Die gelernte Versicherungskauffrau Annemarie Held war insgesamt 40 Jahre lang in der Gemeindeverwaltung tätig, zunächst im Vorzimmer des Bürgermeisters, später im Bauamt. Als 1995 eine Mitarbeiterin für die Bücherei gesucht wurde, hat sie sich sofort beworben. "Ich habe schon immer gerne gelesen", sagt sie. Man müsse sich zwar auch mit Büchern auskennen, doch hauptsächlich sei die Leitung der Bibliothek eine Arbeit im Hintergrund; da gelte es beispielsweise, den Etat von 7200 Euro im Jahr zu verwalten oder etwa im vergangenen Jahr, ein Hygienekonzept zu erstellen. Sobald die Büchereien wieder öffnen dürften, sei man in Feldafing gut gerüstet, erklärt Held.

Wie die scheidende Leiterin betont, habe sie ihre Arbeit immer gerne gemacht. Aber jetzt gehe sie auch gerne in Rente. Sie werde es genießen, wenn sie mehr Zeit für ihr Enkelkind habe. Vom März an werde sie ihren bisherigen Arbeitsplatz nur noch besuchen, um sich selbst Bücher auszuleihen.

Langweilig wird ihr sicher nicht, da Held viele Hobbys hat, etwa Kochen, Nähen, Fahrrad fahren oder Tennis spielen. Einzig der Kontakt zu den Lesern werde ihr fehlen, meint sie. "In einer kleinen Bücherei kennt man alle persönlich." Man kenne die Interessen und könne Bücher empfehlen. Sie selbst liest gerne zeitgeschichtliche Familienromane und Krimis. "Die können ruhig ein bisschen heftig sein." Auch der Bestsellerroman im vergangenen Jahr, "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens, hat sie sehr beeindruckt.

Dieses Buch hat auch die neue Büchereileiterin Anne-Kathrein Eitelwein empfohlen. Vom Buch "Winterbiene" von Norbert Scheuer, dem Tagebuch eines Flüchtlingshelfers, sei sie ebenfalls fasziniert gewesen. Eitelwein bezeichnet sich als Querbeet-Leserin und liebt Belletristik. Die 52-Jährige hat Germanistik mit Nebenfach Betriebswirtschaft studiert, war zunächst im Personalwesen tätig. Als Mutter von drei Kindern blieb sie 14 Jahre zu Hause, bevor sie 2016 als Aushilfe in der Gemeindebücherei anfing. "Seither bin ich von Frau Held als Nachfolgerin aufgebaut worden", erklärt sie ihren Werdegang.

Eitelwein hat sich viel vorgenommen. Sie will den Bereich Hörbücher ausbauen. Künftig soll umgerüstet werden von CD auf USB-Stick, weil viele Leser keinen CD-Player mehr haben. Ein großes Anliegen ist der neuen Leiterin die Leseförderung. Falls es die Entwicklung der Corona-Pandemie wieder zulässt, plant sie "an die alte Tradition anzuknüpfen" und Veranstaltungen für Kinder anzubieten.

Sie will auch bei Jugendlichen die Begeisterung fürs Lesen wecken. "Das sind unsere Sorgenkinder", sagt Eitelwein mit Blick auf den drastischen Leserrückgang in dieser Altersgruppe. Während unter den 559 Lesern im vergangenen Jahr 231 Kinder bis zwölf Jahre vertreten waren, sind es bei den Zwölf- bis 18-Jährigen nur noch 50. Die aktivsten Leser sind die Frauen zwischen 37 und 48 Jahren.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 19 705 Medien ausgeliehen, am häufigsten Romane, Kinderbücher und Zeitschriften. Von den 4555 Feldafinger Bürgern haben 12,3 Prozent die Bücherei besucht und konnten unter 9342 Medien auswählen. Allerdings macht auch vor der Feldafinger Bücherei der bundesweite Trend nicht Halt, wonach immer weniger gelesen wird. Zwar sei bei den elektronischen Medien eine leichte Steigerung zu verzeichnen gewesen und die Online-Ausleihe während des Lockdowns sehr gut genutzt worden, sagte Held in ihrem Jahresbericht. Dennoch seien die Ausleihzahlen insgesamt zurückgegangen. Doch auch in Zeiten von Internet und E-Medien bleibt Held optimistisch: "Büchereien sind Orte des Wissens und ein Treffpunkt zum Austausch."

© SZ vom 27.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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