Feldafing:Buchheim-Stiftung will in Feldafing bauen

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Ehemaliges Wohnhaus und Verlagsgebäude des exzentrischen Kunstsammlers sollen Mehrfamilienhäusern weichen. Mit den Mieteinnahmen will sich die Stiftung eine regelmäßige Einnahmequelle erschließen, sagt Vorstand Schön

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es soll ein Scherz sein, aber er beschreibt die Situation recht anschaulich: "Wenn wir die Tausende von Büchern rausnehmen, fällt das ganze Haus in sich zusammen", sagt Walter Schön. Mit diesem drastischem Vergleich beschreibt der Vorstandsvorsitzende der Lothar-Günther-Buchheim-Stiftung den maroden Zustand, in dem sich das ehemalige Wohnhaus des exzentrischen Kunstsammlers und Künstlers in Feldafing befindet. Die Immobilie an der Biersack-Straße, zu der auch das ehemalige Verlagsgebäude und ein paar kleinere Nebengebäude gehören, ist nach dem Tod von Buchheims Frau Diethild in den Besitz der Buchheim-Stiftung übergegangen.

"Wir müssen uns natürlich überlegen, wie wir die Immobilie sinnvoll für den Stiftungszweck nützen können", erklärt Walter Schön. Vermeintlich naheliegend sei die erste Überlegung gewesen: das Haus einer "musealen Nutzung" zuzuführen, also eine Zweigstelle des Buchheim-Museums, das bekanntlich in Bernried residiert, in Feldafing zu eröffnen. Doch das verbiete sich aus zweierlei Gründen, sagt Walter Schön: wegen der hohen Renovierungskosten - und ein Museum würde zudem dem Ausgang des Bürgerentscheids widersprechen, mit dem die Feldafinger in den neunziger Jahren mehrheitlich den Bau des Museums in Feldafing abgelehnt haben. "Die Bausubstanz ist in sehr schlechtem Zustand. Die Elektroinstallationen stammen zum Teil noch aus der Vor-Schuko-Zeit", sagt Walter Schön. Um die Villa, die gut 100 Jahre alt ist, in einen modernen Zustand zu versetzen, müsse man bis zu einer Million Euro investieren. "Und das sagen wir nicht aus der hohlen Hand, wir haben Gutachten anfertigen lassen." So verbleibe nur eine sinnvolle Lösung: die bestehenden Gebäude, die allesamt nicht unter Denkmalschutz stehen, abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Deshalb hat die Stiftung schon mal einen Architekten beauftragt - und erste Entwürfe in Form einer Bauvoranfrage bei der Gemeinde eingereicht: zwei lang gestreckte Mehrfamilienhauser, verbunden durch eine Tiefgarage, mit insgesamt 13 Wohnungen mit einer Wohnfläche von rund 1300 Quadratmetern. "Wir beabsichtigen nicht, die Wohnungen zu verkaufen. Die Mieteinnahmen sollen eine regelmäßig Einnahmequelle für die Stiftung darstellen", erklärt Vorstands-Chef Schön.

Doch die Mitglieder des Feldafinger Bauausschusses waren in der letzten Sitzung von den Plänen nicht sonderlich angetan. Zweiter Bürgermeister Anton Maier erklärt der SZ gegenüber, warum dies so ist: "Das Buchheim-Grundstück hat eine sehr exponierte Lage. Es befindet sich auf einem Höhenrücken zwischen der Bahnlinien und dem Starzenbach, und es kann von vielen Seiten her eingesehen werden. Deshalb kann ich mir eine riegelartige Bebauung auf dem Areal nicht vorstellen, es müssen Durchblicke erhalten bleiben."

Die Baudichte werde in diesem Fall über die sogenannte "umliegende Bebauung" als Maßstab geregelt. "Aber der erste Entwurf passt da einfach nicht rein", sagt Maier. Kritik gab es im Bauausschuss auch am sogenannten "abgerundeten Pagodendach", wie Bauamtsleiterin Petra Spreen die Entwürfe beschreibt. Nicht nur die Größe des geplanten Bauvorhabens, auch diese Dachform sei "städtebaulich nicht verträglich für das Ortsbild."

Die Gemeinde Feldafing werde nun im Landratsamt nachfragen, was aus Sicht der Kreisverwaltung an Bebauung möglich sei, kündigt Anton Maier an. Und sie werde sich wieder mit dem Bauwerber, also der Stiftung, zusammensetzen, wenn diese neue Pläne vorlegt. Komme es zu überhaupt keiner Einigung, bleibe dem Gemeinderat noch die Möglichkeit, eine Veränderungssperre zu beschließen und einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Doch so weit will man es nicht kommen lassen, wie beide Seiten betonen. Es bestehe ohnehin kein Zeitdruck.

Offen ist auch noch, was mit der sogenannten "Grünen Villa" passiert, die zwar offiziell eine Adresse an der Bahnhofstraße hat, aber nur durch den Starzenbach vom ehemaligen Buchheimschen Wohngrundstück getrennt liegt - sozusagen am anderen Ufer. "Da kann man momentan durchgehen wie in einem kleinen Museum, es ist eine Art Kuriositäten-Kabinett", sagt der zweite Bürgermeister Toni Maier.

Walter Schön will sich über die Nutzung noch nicht festlegen: "Was wir mittelfristig mit der Grünen Villa vorhaben, ist noch offen. Wir können sie aber als Depot und Lagerfläche nutzen, falls wir die alten Häuser abreißen." Momentan könne man Führungen für kleine Gruppen buchen, zu sehen seien "Glassammlungen aus aller Welt, so eine Art Miniaturausgabe dessen, was wir auch in Bernried haben."

Eines ist laut Walter Schön aber schon klar. "Auch wenn wir einen Neubau erstellen, werden wir ein Stück Leben von Lothar-Günther Buchheim erhalten, es nach Bernried transferieren und im Museum sichtbar machen." Konkret meint der Stiftungsvorstand das "ausgemalte, holzverkleidete Esszimmer der Buchheims. Es ist originell und lässt sich gut in das Museum integrieren."

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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