Wenn so viele Menschen um einen offensichtlich leeren Kühlschrank herumstehen, der mit offener Tür im Vorgarten auf dem Rasen steht, dann muss es damit schon etwas Besonderes auf sich haben: Entweder ist auf einer großen Fete das Bier ausgegangen, oder - und darauf deutet die Anwesenheit von Herbert Schwarz, Umweltberater des Landratsamts, und von Walter Kellner, Vorsitzender des Energiewendevereins hin - es muss irgendwas mit Umweltschutz zu tun haben. "Das gute Stück haben wir 1956 in München gekauft. Es war unser erster Kühlschrank, und er hat schon damals rund 400 Mark gekostet", erklärt Ingeborg Straub. Nun hat der mehr als 60 Jahr alte Kühlschrank der Marke Bosch offensichtlich ausgedient, er ist an manchen Ecken auch schon ordentlich ramponiert.
Da allein wäre ja noch kein Grund für den Aufmarsch der Umwelt-Prominenz: Schwarz hat aber Ingeborg Straub einen Scheck über 500 Euro mitgebracht. Ihr Kühlschrank ist nämlich der älteste von insgesamt 148 Kühl-Oldies, die sich an einer vom Landratsamt ausgelobten Tauschaktion "Alt gegen Neu" beteiligt haben. "Kühlschränke sind größere Energiefresser, als man gemeinhin glaubt", sagt Schwarz. Wenn die Geräte älter als 15 Jahre sind, sollten sie ausgetauscht werden, da die neuen Modelle deutlich energieeffizienter sind. Ingeborg Straub hat sich jetzt natürlich einen Kühlschrank mit der Energieklasse A+++ gekauft - mehr geht nicht. Er verbraucht nur ungefähr ein Fünftel des Stroms, den sein Vorgänger gefressen hat.
Wie alt der genau ist, haben nicht einmal mehr die Spezialisten des Herstellers Bosch feststellen können. "Er war nie kaputt", sagt Ingeborg Straub, allerdings habe er die vergangenen 25 Jahre nicht in der Küche gestanden, sondern im Vorratskeller, sein Inhalt waren vor allem Getränke. "Wir waren eine sehr große Familie", sagt Ingeborg Straub. Sie ist allerdings nicht die einzige Preisträgerin bei der Tauschaktion. Auch Edith Endrös-Blum aus Stockdorf, Erhard Ginschel aus Feldafing und Andreas Scharrer aus Inning hatten ebenfalls Kühlgeräte aus den fünfziger Jahren, die sie nun gegen moderne Kühlschränke tauschen, fast kostenlos sozusagen, denn für die 500 Euro Prämie gibt es schon Geräte, die sparsam mit Strom umgehen.
Damit ist die vom Landratsamt im Dezember begonnene Aktion, die laut Umweltberater Schwarz "ein voller Erfolg" war, erst mal zu Ende, an eine baldige Wiederholung ist nicht gedacht. Aber das Landratsamt lässt Energiesparer nicht alleine: Wer mit dem Umstieg auf ein effizienteres Gerät liebäugelt, findet in der Broschüre "Besonders sparsame Haushaltsgeräte 2016/17" Tipps, die es im Landratsamt oder auch im Internet unter www.lk-starnberg.de/kuehlschranktausch gibt. Das alte Gerät von Ingeborg Straub ist sogar kostenlos abgeholt worden. So schön sieht es auf die Dauer im Garten auch wieder nicht aus.