Fantasievolle Aktionen:Monster im Hanf

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Gruselfreunde und Abenteurer durchkämmen das Horrorlabyrinth in Utting auf der Suche nach drei Schätzen, die im Stroh verborgen sein sollen. Dabei stoßen sie auf Hexen, Banditen und andere wilde Gesellen

Von Max Wochinger, Utting

"Wir müssen zusammenbleiben", flüstert ein kleines Mädchen ihrer Freundin ins Ohr. Dann wieder Stille und Dunkelheit. Lediglich das Licht einer Taschenlampe leuchtet zwischen den Pflanzen auf. Plötzlich springt eine dunkle Gestalt aus dem Feld hervor und schreit laut auf. "Ahhhhhh" - die Mädchen kreischen im Chor. Dann: Gelächter. Nein, das ist keine Szene aus einem Horrorfilm, sondern spaßige Realität in Utting am Ammersee. Dort machten sich am vergangenen Freitag Schatzsucher und Gruselfreunde ins nächtliche Horrorlabyrinth auf.

Fast wie in der Geisterbahn. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Piloten und Vögeln sollte das Labyrinth nicht allzu kompliziert vorkommen. Die Pfadfinder am Boden haben es mit der Orientierung jedoch schon schwerer. Bewaffnet mit Schatzkarte und Taschenlampe suchen sie nach den drei Schätzen. Die sind im Stroh vergraben, die Beschreibungen der Schatzkarte sollen weiterhelfen. Wären da nur nicht die unzähligen Hexen, Ketzer, Monster und Banditen, die im Feld auf die Schatzsucher warten.

Beim Betreten des Labyrinths riecht es fast so wie in der studentischen Wohngemeinschaft von nebenan. "Naturhanf. Absolut ungefährlich. Die Pflanze eignet sich sehr gut für das Labyrinth, weil sie sehr hoch und buschig wächst", sagt Betreiberin Corinne Ernst. Mit Sonnenblumen, wilder Malve und Mais wurde der Naturhanf im Mai auf das 18 000 Quadratmeter große Feld ausgesät. Mit der Hochschule München haben die Uttinger Organisatoren das berühmte Porträt Martin Luthers von Lucas Cranach auf das Feld übertragen.

Wer im Labyrinth fündig werden will, braucht Taschenlampen, Orientierungssinn und Schneid. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Idee zum Grusellabyrinth ist den Betreibern vor vielen Jahren gekommen. "Als wir nach der Arbeit Werkzeug im Labyrinth vergessen haben, sind wir in der Dunkelheit zurück ins Feld. Das war schon ziemlich gruselig. Da kam uns die Idee mit dem nächtlichen Horrorlabyrinth", so Corinne Ernst. Seit 1999 organisieren sie und ihr Mann Ulrich das Labyrinth.

In der Dunkelheit werden Sonnenblumen und Hanf zu gefährlichen Unholden. Der Geist spielt einem Streiche - also der im Kopf und der zwischen dem Mais. "Es macht schon ziemlichen Spaß, die Leute zu erschrecken", sagt der lebendige Gruselbaum. Im wahren Leben heißt er Tobias Doenisch und ist zum ersten Mal beim Horrorlabyrinth dabei. Er würde sich nicht so leicht erschrecken lassen, nur vor Haien habe er Angst. Auf dem Uttinger Gelände spielt sich an dem Abend eine Art Hetzjagd ab. Aus allen Himmelsrichtungen hören die Schatzsucher Schreie von Monstern und kreischende Reaktionen ihrer Opfer.

Gruselfreunde und Abenteurer lassen sich auf die Suche ein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mathlen und Andrea aus München und Schondorf sind nicht zum ersten Mal dabei. Dementsprechend gelassen wandern sie auf den Wegen. "Wir sind nicht wegen des Schatzes hier, sondern zwecks der Gaudi", sagt Andrea. Als die erste gruselige Gestalt hinter einer Hanfpflanze hervorspringt, schreien sie aber doch auf. Schuld sei der Mann, der sie begleitet: "Für was haben wir dich denn dabei!" An dem Kirchturm, der im Feld steht, ist reger Verkehr. Die 95 Thesen sind ans Holz geschlagen.

Im Labyrinth lauern Horrorgestalten, Banditen und der Gruselbaum. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das interessiert im Moment nur die wenigsten, denn 50 Schritte nord-westlich von hier soll sich einer der Schätze befinden. Überall wühlen die Leute im Stroh - irgendwo muss er doch sein. Zum Ende der Nacht sollen alle drei Schätze gefunden worden sein. So hatte der Schrecken doch was Gutes. Noch bis 24. September ist das Labyrinth geöffnet. Danach werden die Pflanzen eingeackert oder an Rinder verfüttert.

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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