Erinnerung:Dem Vater zu Ehren

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Zum 90. Geburtstag von Hermann Prey zeigt sein Sohn Florian einen Film von 1976

Von Ute Pröttel, Krailling

Von klein auf war Florian Prey mit der Musik seines Vaters verbunden. "Das war für mich ein großes Glück", sagte der Sohn einmal in einem Interview. Dass er dann ebenfalls den Beruf des Sängers ergriffen habe, sei eher mutig gewesen. Es sind schließlich die Fußstapfen eines weltberühmten Vaters, in die er tritt: Der Bariton Hermann Prey sang in den größten Konzertsälen. "Meinen Vater trieb es in die Welt hinaus", erzählt Florian Prey. "Er wollte allen zeigen, dass er sie mit seinem Gesang beglücken kann. Er lebte für die Bühne, mit der Bühne. Einmal vertraute er mir an, dass er am liebsten auf der Bühne sterben wollte. Was ihm aber nicht vergönnt war."

Zu Hause war die Familie in Krailling, wo Hermann Prey heute auch Ehrenbürger ist. Er starb 1998 nach einem erfolgreichen, aber auch kräftezehrenden Lebenim Alter von 69 Jahren. Das 70. Lebensjahr trieb ihn in besonderem Maße um, erzählt Florian Prey: "Wir haben uns oft auf Spaziergängen darüber unterhalten, was er nach Siebzig tun werde. Ich schlug ihm vor, dann eben nicht mehr 30 oder 50 Liederabende im Jahr zu geben. Aber kürzer zu treten war für ihn nicht vorstellbar. Manchmal bedaure ich, dass er so oft weg war und ich relativ wenig von ihm hatte. Ich hole das jetzt selbst als Vater nach und freue mich über jeden Tag, an dem ich mit meinen Kindern zusammen sein kann."

In der kommenden Woche wäre Hermann Prey 90 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum nimmt sein Sohn Florian nun zum Anlass, um im Rahmen seines Kleinen Sommerfestivals in der Gautinger Remise die Verfilmung von Mozarts "Le Nozze di Figaro" zu zeigen. Seit elf Jahren organisiert er das inzwischen acht Wochen währende Event ehrenamtlich, unterstützt von einem recht überschaubaren Team. Auf dem Programm stehen Konzerte mit klassischer Musik unterschiedlichster Couleur. Florian Prey ist selbst mit einer Liedermatinée vertreten. Wie passt da ein Opernfilm hinein? "Ganz klar geht es mir hier darum, den Vater zu ehren. Vielleicht werde ich von nun an jedes Jahr einen Film aus seinem großen Œuvre zeigen."

Obwohl das Gautinger Festival nun schon seit dem 17. Mai läuft, wirkt Prey vollkommen entspannt und beglückt. "Wir haben in den letzten beiden Jahren einen immensen Publikumszuwachs erfahren und ich überlege schon manchmal, wie man die Remise noch vergrößern könnte." Erstmals musste er in diesem Jahr potenzielle Besucher vor der Türe abweisen, weil der Raum schon übervoll war. Das wird an diesem Freitag hoffentlich nicht der Fall sein. Die Verfilmung mit Hermann Prey als Figaro aus dem Jahr 1976 von Jean-Pierre Ponnelle wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie wartet mit einem Staraufgebot der damals gefragtesten Sänger auf. Figaros Gegenspieler, Graf Almaviva, wird vom legendären Dietrich Fischer-Dieskau gesungen.

"Ich freue mich wahnsinnig auf den Freitag. Viele, viele Male habe ich Figaros Hochzeit an der bayerischen Staatsoper mit meinem Vater auf der Bühne erlebt - immer in der Mitte von Reihe acht. Doch ich habe die Oper lange nicht mehr gehört. Der Film fällt absolut in die Hochzeit der Karriere meines Vaters. Berühmt wurde er ja mit dem Barbier von Sevilla, sozusagen dem ersten Teil des Figaro. An der Mailänder Scala war er der erste Deutsche, der diese Partie sang." Der Dirigent Karl Böhm, der Prey nach Salzburg holte, trug ihm die Rolle des Figaro an. "Mein Vater fand die Partie immer etwas tief gelagert", erinnert sich Florian Prey: "Aber er beschäftigte sich damit und sagte dann zu." Mit einem großen Aufwand an Ausstattung und Produktion verfilmte der französische Regisseur Jean-Pierre Ponnelle den Barbier von Sevilla und 1976 Le Nozze di Figaro. Florian Prey nennt Ponnelle einen Multikünstler: "Während der Barbier damals noch sehr experimentell daher kam, wurde Le Nozze ein Kunstwerk erster Güte", schwärmt Prey. Zum 90. Geburtstages muss es einfach dieser Film sein.

Filmvorführung in der Remise am Freitag, 5. Juli, um 20 Uhr. Eintritt 10 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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