Enttäuschung groß:Wiesnumzug ohne Starnbergs Trachtler

Lesezeit: 2 min

In diesem Jahr sind nur die Tutzinger Gilde und zwei Blaskapellen beim Trachtenzug dabei. Der Dachverband Huosigau kann das nicht nachvollziehen.

Quirin Maderspacher

Lange Gesichter bei den Trachtlern. Denn viele sind heuer bei der traditionellen Wiesn-Eröffnung nicht mit von der Partie. Aus dem Fünfseenland nehmen am Schützen- und Trachtenumzug nur die Pöckinger und Hechendorfer Blasmusik sowie die Tutzinger Gilde teil. Enttäuscht ist auch der Dachverband Huosigau, der sich mit dem Isargau das Fünfseenland teilt. Denn obwohl der nächstes Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, habe man die Bewerbung des Gaues nicht berücksichtigt, so dessen Vorstand Sepp Kaindl.

Der Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg hat mit seinen ausgefallenen Trachten schon eine Art Stammplatz im Festzug zur Wiesn. (Foto: EBE)

Am Umzug im letzten Jahr hatten auch viele kleinere Vereine aus der Region teilnehmen können, da der Isargau sein 90-jähriges Bestehen feierte und darum eine große Zahl an Vereinen en bloc nach München schickten durfte. So waren zum Beispiel auch die Vereine aus Planegg und Gauting mit von der Partie. Mit der Hoffnung den Münchner Veranstalter "Festring" mit dem gleichen Argument überzeugen zu können, hat sich der Huosigau schon im letzten Herbst angemeldet. Aus München hieß es aber, dass die Bewerbung wegen der "Vielfältigkeit der Gestaltung des Umzuges" nicht berücksichtigt werden könne.

Kaindl kann dies nicht nachvollziehen. Besonders der Huosigau zeichne sich durch eine Vielzahl von verschiedenen Volkstrachten aus, die im Gegensatz zu den Gebirgstrachten wie beispielsweise der Werdenfelser noch einen regionalen Bezug aufweisen können. Manfred Newrzella, Geschäftsleiter des Festrings, betont indes, das Auftreten des Isargaus sei nur eine "einmalige Ausnahme" gewesen. "Manchmal gibt es Ärger und Streit", bedauert Newrzella. Und aufgrund der aufwendigen Organisation sei "der Tag nach dem Trachtenumzug schon wieder der erste Tag vor dem nächsten."

Normalerweise bewerben sich die Vereine einzeln um die Teilnahme am Wiesnzug. Aber "kleinere Vereine haben schlechte Chancen", glaubt Benedikt Paul, Vorstand des Planegger Trachtenvereins D'Almarösler. Deswegen habe man es heuer erst gar nicht versucht. Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Christoph Benedikter vom Trachtenverein Kientaler aus Erling-Andechs. "In zwei Jahren werden wir es vielleicht wieder versuchen", erklärt er, "aber da wir in der Werdenfelser Tracht auftreten, habe ich nicht viel Hoffnung". Der Geschäftsleiter des Festrings hält dagegen, "man muss nur gut sein, um teilnehmen zu dürfen".

Eine Lederhose und ein Hemd reichen nicht aus, so Newrzella. Es ginge eher um die Individualität als um die Größe des Vereins. Alfred Klingler, Vorsitzender des Trachtenvereins in Gauting, vermutet, dass der hohe Anteil an ausländischen Gruppen dazu führt, dass "für Bayern kein Platz mehr" ist. Laut Organisator waren im letzten Jahr allerdings nur etwa 660 Volkstümliche aus dem Ausland dabei, etwa 7800 Teilnehmer kamen aus Bayern.

Jedoch nicht alle Vereine im Fünfseenland müssen Jahr für Jahr um ihre Teilnahme fürchten. Elisabeth Buchner, Vizevorsitzende des Heimat- und Volkstrachtenvereins Starnberg, freut sich, dass ihr Verein jedes zweite Jahr einen festen Platz in München hat. "Wir wechseln uns mit der Tutzinger Gilde ab. Unsere Trachten sind ähnlich und waren schon beim ersten Umzug unter Ludwig I. vertreten", erläutert die Starnbergerin. Daher haben sie sozusagen einen Stammplatz.

Die Blaskapellen Pöcking und Hechendorf sind sogar jedes Jahr mit von der Partie; im Falle von Pöcking schon zum 47. Mal. Und das hat seinen Grund: Denn die Kapellen begleiten die Sportschützen aus der Region, wie Martin Engesser, Vorstand der Pöckinger Musiker, erklärt. "Eine große Ehre ist das, wir sind auch wahnsinnig gern dabei." Und da das eben die überwiegende Mehrheit der Trachtler so sieht, weckt der Umzug viele Begehrlichkeiten.

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: