Engagement:Ein großes Glück

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Wie schön sie fliegen: Mit einer Luftballonaktion beging "Unser Club" am Samstagnachmittag im katholischen Pfarrheim in Gauting die Feier zum 40-jährigen Bestehen. (Foto: Arlet Ulfers)

"Unser Club" in Gauting setzt sich seit 40 Jahren für Menschen mit Behinderung ein

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Die Franzosen nennen Menschen mit Down-Syndrom "Sonnenkinder". Auch Emmi Jardin und Heidi Daunderer aus Gauting waren davon überzeugt, dass das Leben für Menschen mit geistigem Handicap genauso lebenswert ist, wie für Menschen ohne Behinderung. In einer Zeit, als noch niemand von "Inklusion" sprach, gründeten sie den Verein "Unser Club Gauting", um Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen, ein Netzwerk zu schaffen, aber auch, um sich Kennenzulernen und vielleicht auch Freundschaften zu schließen. Das war vor 40 Jahren.

Unter dem Motto "Glück" hat "Unser Club" am Samstag sein Jubiläum gefeiert. Es sei ein Glück, dass es den Club heute noch gibt und man seither immer gut gelaunte Gäste habe, freute sich die Vorsitzende Lisa Zabolitzky, die dem Landkreis und der Stadt Starnberg beim Thema Inklusion die Note eins gab: "Hut ab vor der Inklusionsstadt Starnberg - da tut sich viel." Die Treffen finden seit 40 Jahren im katholischen Pfarrheim statt. Seit 30 Jahren engagiert sich die Vorsitzende Zabolitzky mit ihrem Team ehrenamtlich für die Integration von Menschen mit Behinderung in die Gemeinschaft. Es werden gemeinsam Feste gefeiert, Ausflüge unternommen oder zur Disco eingeladen. Insgesamt elf Veranstaltungen finden jedes Jahr statt, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Dabei wird der Club finanziell von zahlreichen Geschäftsleuten und Einrichtungen unterstützt, aber auch von Vereinen, die kostenlos auftreten oder die Club-Mitglieder zu Veranstaltungen einladen.

Die Anforderungen im Verein selbst haben sich deutlich gewandelt. Während früher hauptsächlich Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Eltern zusammenkamen, sind Kinder mit Down-Syndrom heute selten. "95 Prozent erblicken nicht mehr das Licht der Welt", weiß Zabolitzky. Auch der medizinische Fortschritt macht sich bemerkbar. Nur drei von 100 Menschen mit Behinderung sind laut Zabolitzky von Geburt an eingeschränkt. Der Verein will daher neben Menschen mit Down-Syndrom auch Betroffene ansprechen, die Beeinträchtigungen durch Unfall oder Krankheit erlitten haben. Eine neue Bedeutung bekommt der Verein zudem durch Trauerbegleitung. Der Tod werde nicht ausgeblendet, sagt Zabolitzky. Menschen mit Down-Syndrom werden heute deutlich älter als früher. Die betroffenen Vereinsmitglieder sind durchschnittlich 50 bis 60 Jahre alt, der älteste sogar 70. Nach Angaben der Vorsitzenden gibt es Mitglieder, bei denen innerhalb weniger Monate beide Elternteile verstorben sind. Der Verein bietet Unterstützung, damit Betroffene ihre Trauer verarbeiten können. "Es ist schon einiges passiert, aber wir sind noch lange nicht am Ende", resümiert Zabolitzky. "Wir machen weiter, so lange es geht." Informationen unter www.unserclub-gauting.de

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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