Als die Gautinger 1997 ihren ersten Seniorenbeirat wählten, war das ein Novum im Landkreis Starnberg. Es folgten einige weitere Kommunen, doch ein Ü60-Beirat ist längst nicht überall erwünscht. In Krailling beispielsweise hat sich der Gemeinderat erst vor kurzum mehrheitlich gegen die Wahl einer Altenvertretung ausgesprochen. Die Senioren können ganz schön unbequem werden und ihre Interessen ziemlich vehement vertreten. Sie setzen sich dabei nicht nur für mehr Ruhebänke, Fußgängerampeln oder Besuchsdienste im Altenheim ein - alles wichtige Forderungen - es geht auch um größere Investitionen. So hat es Jahre gedauert, bis Gauting eine eigene "Insel" als Anlaufstelle nahe der Ortsmitte bekommen hat. Marianne Fürnrohr, die erste, langjährige Vorsitzende, hatte einen langen Atem. Sie hat beispielsweise den Seniorenbus ( den heutigen Bürgerbus) initiiert, hat Gedächtnistraining und Computerkurse organisiert, Englisch-, Italienisch- und Erste-Hilfe-Auffrischungskurse für Senioren angeschoben, Handy-Nachhilfe durch Realschüler und Coaching-Hilfe für Mittelschüler angeregt.
Aus dem Seniorenbeirat heraus ist die Wandergruppe "Sehen und wandern plus/minus 60" entstanden. Und Beiratsmitglied Wolfgang Schrader hat den Anstoß gegeben für die Planung einer weiteren Senioreneinrichtung auf der Nassl-Wiese an der Starnberger Straße. Der behindertengerechte Ausbau des S-Bahnhofs Stockdorf war ein endloses Thema, ebenso alternative Wohnformen, die vom noch amtierenden Beirat aufgegriffen wurden. Die frühere Vorsitzende Ursula Ottmar hat das Projekt Wohnen für Hilfe gestartet, hat Vorträge, Filme und Diskussionen zu verschiedenen Wohnformen im Alter organisiert.
Wie sehr die Aktivitäten des Seniorenbeirats interessieren, zeigte die Teilnahme an der Kandidatenvorstellung am Mittwochnachmittag beim Seniorencafé im Bosco. Rund 140 ältere Gautinger wollten wissen, wie die Kandidaten aussehen und was deren besondere Interessen sind. Die Kandidatinnen Doris Lichte und Astrid von Menges konnten nicht an der Vorstellungsrunde teilnehmen.