Mobilität:Ein Elektro-Auto für alle Pöckinger

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E-Auto für alle: In Pöcking ist bereits seit vergangenem Jahr ein Leihwagen im Einsatz. Genossenschaftsvorsitzender Gerd Mulert (li.) - hier mit Gemeinderat Christoph von Gronau und Bürgermeister Rainer Schnitzler (re.) - möchte dieses Modell gemeinsam mit "Stattauto" nun auch in Weßling etablieren. (Foto: Georgine Treybal)

Nach langen Verzögerungen startet die Energie-Genossenschaft ein neues Carsharing-Modell. Beim Rathaus steht der Wagen zum Ausleihen - die ersten drei Monate kostenlos.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Es funktioniert wie das kontaktlose Zahlen im Supermarkt mit der EC-Karte. Gerd Mulert, der Vorsitzende der Energie-Genossenschaft Fünfseenland, hält eine Chipkarte an ein kleines Kästchen an der Windschutzscheibe des Elektroautos. Es klickt, und die Verriegelung der Tür öffnet sich. Jetzt muss Mulert nur noch eine PIN-Nummer eingeben und schon kann er losfahren. Ob Verwandte besuchen, Einkaufstour oder eine Ferienfahrt: So einfach kann ab sofort in der Gemeinde Pöcking ein E-Auto gemietet werden.

Bürgermeister Rainer Schnitzler sowie der Grünen-Gemeinderat und Mobilitätsreferent Christoph von Gronau zeigten sich am Freitag bei der Vorstellung des Projekts sichtlich erleichtert. Denn es war ein Weg mit Hindernissen bis zum Start des neuen Angebots. Bis das Projekt umgesetzt werden konnte, verging ein Jahr.

Für das E-Carsharing-Modell steht auf dem neuen Parkplatz hinter dem Rathausein Renault Zoe bereit. Ein Faltblatt mit den notwendigen Informationen wurde am Freitag an alle Pöckinger Haushalte verteilt. Bürger können das Angebot nun drei Monate lang kostenlos testen. Sie zahlen in dieser Zeit keine Kaution, keine Aufnahmegebühr und keinen Mitgliedsbeitrag. Auch das Laden an den beiden Ladesäulen am Parkplatz hinter dem Rathaus und am Bürgerhaus Beccult ist kostenlos. Anmelden können sie sich online, per E-Mail, per Post oder direkt bei der Energie- Genossenschaft in Herrsching. Den Chip zum Öffnen des Fahrzeugs bekommen die Nutzer von dem Partnerunternehmen "Stattauto München" zugeschickt, bei dem sie auch die geplanten Zeiten buchen können.

Christoph von Gronau war am Freitag der erste Nutzer in Pöcking. Für ihn ist das E-Carsharing eine gute Alternative zum Zweitwagen. Zudem sei es eine Option, das sonst übliche Benzinfahrzeug einmal stehen zu lassen, sagt er. Auch Mulert hofft, "dass der Wahnsinn mit Zweit- und Drittautos endlich aufhört".

Doch so einfach ist es nicht. Bei der Diskussion um die Parkplätze für das Einheimischenmodell auf der anderen Straßenseite hatten die Grünen das E-Carsharing-Modell ins Spiel gebracht. Damit hätten ihrer Meinung nach die Stellplätze reduziert werden können. Die Gemeinde hatte eine Umfrage gestartet, doch der Vorschlag war von den Anwohnern abgelehnt worden. Auf dem Land seien Familien normalerweise auf zwei Autos angewiesen, wenn beide Elternteile arbeiten, hatte Bürgermeister Schnitzler damals das Umfrageergebnis kommentiert.

Großes Interesse an dem Angebot haben allerdings laut Mulert die Bewohner des Betreuten Wohnens. Für sie würde sich ein eigenes Fahrzeug oft nicht rentieren, obwohl sie noch sehr rüstig seien, hatte er festgestellt. "Da wird es einige Nachfragen geben", ist er sich sicher. Auch Gronau ist zuversichtlich, dass schon bald mehrere Elektro-Autos in Pöcking zu Verfügung gestellt werden können, sobald sich das neue Angebot "eingespielt" habe.

Die Gemeinde stellt den Standplatz zur Verfügung und kümmert sich um Finanzierung sowie Fördermittel. Betreiber wollte die Kommune aber nicht sein. Daher arbeitet sie mit der Energie-Genossenschaft zusammen. Man habe vereinbart, dass die Gemeinde die Überschüsse bekomme, aber auch eventuelle Verluste finanziell ausgleicht, sagte Mulert.

Bei dem Projekt war es von Anfang an zu Verzögerungen und einigen Komplikationen gekommen. So war beispielsweise der Förderantrag erst nach drei Monaten genehmigt worden, dann konnte der Strom nicht an die Ladesäulen angeschlossen werden, weil das erforderliche Zwischenteil fehlte. Als es schließlich eintraf, hatte die vom Stromversorger Bayernwerk beauftragte Partnerfirma bis zum Jahresende keine Kapazitäten mehr frei.

In Berg und Starnberg gibt es bereits E-Carsharing. Nun hofft Mulert, dass sich andere Gemeinden im Landkreis anschließen werden. Damit künftige Interessenten nicht die gleichen Erfahrungen wie in Pöcking machen müssen, bot Schnitzler seine Unterstützung an.

Informationen und Anmeldung bei der Energie-Genossenschaft Fünfseenland in Internet unter www.eg-5-seen.de, unter der Telefonnummer 08152/9997264 oder per E-Mail an info@eg-5-seen.de .

© SZ vom 01.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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