"Drei Rosen":Dießen kauft Traditionsgasthof

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Seit 1864 als Wirtschaft im Ort: Das vormalige Hotel "Drei Rosen" dient noch zehn Wochen als Unterkunft für jugendliche Asylbewerber. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit dem Erwerb will die Gemeinde verhindern, dass Investoren Teile des einstigen Hotels abreißen und das Areal dicht bebauen. Die dort untergebrachten jungen Flüchtlinge ziehen im März aus

Von Armin Greune, Dießen

Die Marktgemeinde hat den Traditionsgasthof "Drei Rosen" erworben, um ihn dem Zugriff von Spekulanten zu entziehen. Die Entscheidung fiel einstimmig im nicht öffentlichen Teil der jüngsten Bauausschusssitzung. Über den Kaufpreis für das 1700 Quadratmeter große Grundstück mit einer überbauten Grundfläche von 400 Quadratmetern wird noch Stillschweigen bewahrt. Derzeit sind im ehemaligen Hotel an der Dießener Schützenstraße noch zwölf junge Asylbewerber untergebracht, die ohne erwachsene Begleitung eingereist sind. Doch der Betreiber, das SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech, wird die Einrichtung zum Quartalsende aufgeben.

Eigentlich hätte der mit dem Landratsamt Landsberg abgeschlossene Mietvertrag noch eine Laufzeit bis 2020. Grundsätzlich könnten bis dahin noch andere Flüchtlinge oder deren nachgezogene Familien wohnen, sagt Landratsamtsprecher Wolfgang Müller auf Nachfrage: "Bevor wir aber einen Nachmieter suchen, werden wir erst mal mit der Gemeinde reden, um gemeinsam eine Lösung für eine sinnvolle Nutzung zu finden".

"Wir schließen 'Drei Rosen' zum 31. März", sagt SOS-Kinderdorf-Leiterin Susanne Dillitzer. Der Grund sei, dass zum einen im Moment keine neuen Anfragen zur Betreuung minderjähriger Flüchtlinge eingingen. Zum anderen werden die im Hotel untergebrachten, jungen Männer nach und nach in teilbetreute Wohngemeinschaften oder in die völlige Selbständigkeit entlassen. Dabei werde der "Bedarf an Betreuung in jedem Einzelfall genau geprüft" sagt Dillitzer.

Bis zu 22 Flüchtlinge hätten im Hotel Platz gefunden: "Wenn dann eine bestimmte Grenze der Belegung unterschritten ist, wird es schwierig, das Haus kostendeckend zu führen," findet Dillitzer. Die Kinderdorf-Mitarbeiter seien von der bevorstehenden Schließung bereits vor einiger Zeit informiert worden. So hat der bekannte Kochbuchautor Sebastian Dickhaut, der mit den jungen Flüchtlingen im 'Drei Rosen" arbeitete, zu Jahresbeginn eine Stelle an einer Münchner Montessorischule angetreten. Unter seiner Ägide konnte der bis dato eineinhalb Jahre lang geschlossene Gasthof im Herbst 2016 zumindest teilweise wiederbelebt worden: Seitdem buken und servierten die Asylbewerber dort einmal monatlich Kaffee und Kuchen. Zuvor hatten die Pächter häufig gewechselt, der letzte Wirt hatte im Frühjahr 2015 aufgegeben.

Bislang ist noch völlig offen, wie die Gemeinde die Immobilie langfristig nutzen will. Bürgermeister Herbert Kirsch könnte sich vorstellen, im Gasthof Wohnraum mit sozial verträglichen Mieten zu schaffen - doch die Entscheidung müsse der Gemeinderat treffen. Vorrangiges Motiv für den Ankauf sei zunächst gewesen, städtebauliche Fehlentwicklungen zu verhindern, sagt Geschäftsleiter Karl-Heinz Springer auf Nachfrage. Denn im August hatte eine "Drei-Rosen-Besitzgesellschaft" einen Vorbescheid für das Areal beantragt: Beabsichtigt war, den im Süden des Gasthof angebauten Saal abzureißen und stattdessen ein dreistöckiges Wohngebäude zu errichten. Es sollte eine Grundfläche von 280 Quadratmetern und eine Firsthöhe von 14 Metern erhalten, außerdem war eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen geplant.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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