Diskussion um künftige Nutzung:Baden im Schlamm

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Im Bergerweiher fühlen sich vor allem Enten und Gänse wohl. Der viele Schlamm im Wasser hält immer mehr Badegäste fern. (Foto: Arlet Ulfers)

Im Bergerweiher in Krailling ist Schwimmen nicht möglich. Das Wasser ist nur etwa 50 Zentimeter tief

Von Carolin Fries, Krailling

Martin Hoffmann (SPD) wollte es genau wissen: "Wer von euch hat versucht, im Sommer im Bergerweiher zu schwimmen?", fragte der Kraillinger am Dienstagabend in der Bauausschusssitzung das Gremium. Er selbst habe es zweimal gewagt, das Gewässer in der Ortsmitte zwischen Gautinger Straße und Margaretenstraße "zu betreten", berichtete er - denn mehr sei nicht möglich gewesen: "Die Wasserhöhe beträgt vielleicht 50 Zentimeter, zum Schwimmen ist der Weiher nicht nutzbar." Dem widersprach Eleonore Zwißler (CSU): "Rückenschwimmen mit der Nudel im Hals geht ganz wunderbar", so die Seniorin.

Der Schlagabtausch beschreibt die Debatte um die Zukunft des Bergerweihers in Krailling treffend. Denn grundsätzlich muss sich die Gemeinde entscheiden, ob sie einen Badeweiher haben will oder ein Ziergewässer, als welches der Weiher ursprünglich angelegt wurde. Die Einrichtung eines offiziellen Badebetriebs scheidet aus, denn dann müsste die Gemeinde aufwendige Versicherungsmaßnahmen treffen, eine Badeaufsicht stellen, eine Toilettenanlage errichten.

Doch die Möglichkeit des Badens soll weiter bestehen. In den vergangenen Jahren nutzten vor allem Familien und Kinder den Weiher. Sie ruderten in Schlauchbooten über das Gewässer und sprangen von der hölzernen Plattform. 2016 ereignete sich schließlich ein tragischer Badeunfall, bei dem ein 15-jähriger Ire ertrank. Seither ist das Badevergnügen getrübt. Und zwar im doppelten Sinn, denn die Verschlammung hat zuletzt stark zugenommen, so dass immer mehr Badegäste fernblieben. Das liegt vor allem am starken Laubeinfall und Treibgut in der Würm. Zusätzlich verunreinigen Gänse den Uferbereich.

Die Gemeinde versuchte mit einer stärkeren Durchströmung der Würm, welche den Weiher speist, Abhilfe zu schaffen. 25 000 Euro kostete die Maßnahme. "Viel besser geworden ist es leider nicht", resümierte Bürgermeisterin Christine Borst (CSU). Das Problem erläuterte Kraillings Umweltreferentin Susanne Brittinger: Zu- und Ablauf liegen nicht gegenüber, durchspült wurde deshalb nur etwa ein Drittel des Weihers. Im vergangenen Sommer kam man überein, ein Planungsbüro mit hydrologischen Untersuchungen zu beauftragen. Die ersten Ergebnisse liegen inzwischen vor. Demnach steht der Schlamm im gesamten Bereich durchschnittlich 36 Zentimeter hoch und weist einen hohen Wassergehalt auf. Er könnte ausgebaggert werden, müsste dann aber getrocknet, erneut untersucht und schließlich entsorgt werden, erläuterte Brittinger. Alternativ bestehe die Möglichkeit, Schlammfangbecken im Weiher einzusetzen und den Schlamm damit partiell zurückzuhalten. Kostenschätzungen zu den Maßnahmen gibt es bisher nicht. Fest steht nur, dass die Ausbaggerung erheblich teurer sein dürfte. Unklar ist zudem, ob der Schlamm belastet ist, womit die Entsorgungskosten steigen würden. "Bei den Proben lagen die Werte innerhalb des Grenzbereichs", sagte Brittinger.

Der Bauausschuss kam überein, das Büro mit detaillierten Planungen zur Entschlammung des Bergerweihers zu beauftragen. "Wir können uns Zeit lassen", sagte Borst. Die Maßnahme sei um ein Jahr auf 2020 verschoben.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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