Digitale Wasserzähler:Zurück auf Anfang

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Nach Bürgerprotest stellt Weßling wieder auf analoge Systeme um

Von Patrizia Steipe, Weßling

Der Aufschrei war groß, als im vergangenen Jahr elektronische Wasserzähler mit Funkmodul statt der bisherigen mechanischen in Weßling und Weichselbaum eingebaut worden waren. 120 von insgesamt 1700 dieser digitalen Geräte waren dabei in den gemeindlichen Liegenschaften, der Kirche, den Wohnungen der Wohnbaugesellschaft und in schwer zugänglichen Schächten installiert worden. Doch das war nicht im Sinne vieler Bürger.

"Bis heute erreichten uns 650 Widersprüche", sagte Bürgermeister Michael Muther. Darunter seien auch Briefe von Bürgern gewesen, bei denen noch gar nicht ausgetauscht worden sei. Viele hatten demnach schon einmal vorsorglich widersprochen. Sie waren im vergangenen November per Hauswurfsendung von einem Bürger über die befürchteten Gefahren, wie beispielsweise Datenmissbrauch hingewiesen worden. Ein vorformuliertes Widerspruchsschreiben hatte dem Infoblatt beigelegen.

Die deutliche Ablehnung hatte die Verwaltung überrascht. "Damit haben wir nicht gerechnet", gab Muther zu. "Wir verstehen aber die Bedenken unserer Bürger und nehmen sie sehr ernst", betonte er. Um eine "extreme Prozesswelle" zu vermeiden, sollen nun wieder analoge Wasserzähler verbaut und bereits installierte Elektro-Geräte durch analoge ersetzt werden.

Die Gemeinde hätte mit den elektronischen Geräten wohl auch keine Kosten eingespart. Eine Messpatrone des bisherigen Zählertyps kostet weniger als zehn Euro, dagegen beträgt der Preis eines E-Wasserzählers etwa 100 Euro. Dazu kommen die Kosten für eine Auswertungs-Software, ein Funkmodem sowie eine Magnetflußantenne, zählte Geschäftsleiter Konrad Eisenhauer auf. "Von einer Kostenreduzierung kann nicht ausgegangen werden", folgerte er. Insgesamt hätte diese Maßnahme die Gemeinde rund 200 000 Euro gekostet. Die Vorteile wären exaktere Messwerte, eine verlängerte Eichzeit und eine einfachere Ablesung gewesen. Jetzt sollen die digitalen Wasserzähler nur noch in Zählerschächten, die schlecht zu erreichen sind, in unbewohnten Liegenschaften und eventuell in Mehrfamilienhäusern verwendet werden.

Eine Zeitersparnis wäre es allerdings, wenn die Bürger ihre Zählerstände der Gemeinde "online" melden würden. Sie könnten dann automatisch in das Abrechnungssystem übernommen werden. Erstaunlich sei, dass der Umstieg auf E-Wasserzähler nur in Weßling hohe Wellen geschlagen habe. "Sowohl bei den Ammerseewerken als auch beim Wasserverband der Ampergruppe war der Austausch von rund 30 000 Zählern kein Thema", wunderte sich Eisenhauer.

Vielleicht könnten ja in deren Einzugsgebiet die überflüssig gewordenen E-Wasserzähler, die jetzt im Bauhof lagern, verkauft werden, lautete nun ein Vorschlag aus dem Ratsgremium.

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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