Dießener Haushalt:Sattes Guthaben

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Die Marktgemeinde hat fast zehn Millionen Euro auf der hohen Kante und ist seit Jahren schuldenfrei

Von Armin Greune, Dießen

Um einen alten Kalauer zu missbrauchen: Die Marktgemeinde ist in finanzieller Hinsicht nicht nur flüssig, sondern geradezu überflüssig. Zum Jahresende belaufen sich Dießens Rücklagen auf fast zehn Millionen Euro. Damit betragen sie mehr, als an Einnahmen und Ausgaben im Vermögenshaushalt 2016 vorgesehen waren. Ursprünglich lautete der Plan, im Laufe des zu Ende gehenden Jahres 4,7 Millionen Euro aus der Rücklage aufzubrauchen. Auf diese Entnahme konnte nicht nur verzichtet werden, die Rücklagen nahmen sogar um 1,5 Millionen Euro zu.

Es hat zwar Tradition, dass Kämmerer Max Steigenberger den Dießener Haushalt sehr vorsichtig kalkuliert und deshalb regelmäßig zu Jahresende positive "Überraschungen" vermelden kann. Doch so weit wie 2016 klafften Erwartung und Ergebnis noch nie auseinander. 2015 sollte die Rücklage um 1,1 Millionen Euro schrumpfen - stattdessen wuchs sie um 4,1 Millionen. 2014 war eine Entnahme von 3,8 Millionen vorgesehen gewesen, gebraucht wurden davon am Ende aber nur zwei Millionen.

Heuer hatte Dießen zu Jahresanfang 7,17 Millionen auf der Hohen Kante, zu Silvester weist das Konto fast einen achtstelligen Betrag auf: Genau 9 8323 722,59 Euro sind im aktuellen Jahresbericht der Rathausverwaltung als Rücklagenstand aufgeführt. Der im Haushalt zunächst nicht erwartete Vermögenszuwachs ist wie stets auf Mehreinnahmen und nicht erfolgte Ausgaben zurückzuführen. So wurden einige Investitionen erst einmal verschoben - wie etwa der Kauf eines 390 000 Euro teuren Löschfahrzeugs für die Dettenschwanger Feuerwehr. Hinausgezögert hat sich auch die Erneuerung der Schmiedstraße in Dettenschwang samt Fuß- und Radweg (860 000 Euro im Haushalt 2016 eingeplant) und der umstrittene Ausbau der Wolfsgasse, für den 310 000 Euro vorgesehen waren.

Auf der anderen Seite fielen die Gewerbesteuereinnahmen um 400 000 Euro höher aus, als erwartet. Bei Einkommens- und Umsatzsteuer betrugen die Mehreinnahmen 450 000 Euro und bei der Grunderwerbssteuer 110 000 Euro. Den gegenwärtigen Reichtum verdankt Dießen seiner restriktiven Ausgabepolitik: Ende 1998 wiesen die Konten der Gemeinde noch einen Schuldenstand von 11,5 Millionen Mark auf. Seit 2004 nahm man keine neue Kredite in Anspruch, seit Jahresbeginn 2014 ist die Kommune schuldenfrei.

In der letzten Ratssitzung 2016 verkündete Bürgermeister Herbert Kirsch nicht ohne Stolz den neuen Rücklagenstand - warnte aber vor zu hohen Begehrlichkeiten. Schließlich müssten 2017 die Restbeträge für den Umbau der Mühlstraße bestritten werden. Und mit dem Neubau von Sozialwohnungen für rund zwei Millionen Euro und der Sanierung der drei Häuser der früheren Druckerei warteten kostspielige Aufgaben. Andererseits darf Dießen auch 2017 mit einem hübschen Sümmchen aus dem kommunalen Finanzausgleich rechnen. 1,36 Millionen Euro wird der Freistaat an Schlüsselzuweisungen beisteuern - mehr als jede andere Gemeinde im Fünfseenland erhält.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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