Dießen:Warten auf mehr Grün

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Der Umbau der Dießener Mühlstraße ist fast abgeschlossen, die meisten Anlieger finden ihn gelungen. Doch sie wünschen sich noch Pflanzen und fürchten, dass der Zugang zum Bach mit Geländern verbaut wird

Von Armin Greune, Dießen

Der Abschluss der Arbeiten an Dießens größter Baustelle, der Mühlstraße, ist abzusehen. Im Gehweg schauen gerade noch drei kleine Inseln mit Kies und Schotter hervor, auf der Mühlstraße selbst ist das Pflaster bereits bis auf eine 50 Meter lange Lücke zwischen Kino und der Brücke zur Fischerei fertig verlegt. Nicht jeder ist allerdings von der Umgestaltung begeistert: Von lebloser Plattenwüste ist die Rede, eine Dießenerin bezeichnet das neue Bett des Mühlbachs gar als "betonierte Pissrinne". Die direkten Anlieger freilich äußern sich einhellig positiv über das neue Gesicht ihrer Straße - wenngleich sie sich noch mehr Grün und gestalterische Details wünschen.

Vor dem Unterbräu zeigt die Mühlstraße schon ihr neues Gesicht, die Parkplätze rechts sollen noch verschwinden. (Foto: Georgine Treybal)

"Es fehlen noch ein paar Ruhepunkt für das Auge", findet Doris Kotter, die einen Bekleidungsladen an der Mühlstraße führt. Sie räumt ein, dass die Pflasterung noch einen ähnlich uniformen, ausgeräumten Anblick bietet, wie etwa der Starnberger Kirchplatz oder der Landsberger Hauptplatz. Aber man habe im Künstlerort Dießen "das kreative Potenzial, um aus dem 0815-Eindruck etwas Individuelles zu schaffen", Kotter ist zuversichtlich, "dass es noch zusammenwächst". Ähnlich äußert sich ihr Nachbar Michael Moser vom "Grappashop": "Die Steinwüste müssen wir erst beleben, aber den offenen Platz finde ich beispielsweise toll". Er wünscht sich noch ein wenig mehr Unterstützung von der Gemeinde beim Begrünen. Kotter und Moser haben auf eigene Rechnung zwei Thujen angeschafft, die sie in Holzkästen vor der Tür aufgestellt haben.

Das Wirtepaar Anna und Martin Brink sieht den Umbau als Gewinn. (Foto: Georgine Treybal)

"Ich hoffe auch, dass wir die Dauerparker noch in den Griff bekommen", sagt Moser. Er hatte sich mit dem Gewerbeverband vergeblich für Parkuhren oder -automaten eingesetzt. "Wir brauchen jetzt dringend eine Regelung für die Autofahrer", meint auch Annunciata Foresti, die gleich ums Eck in der Brunnenstraße wohnt und täglich Leute am Steuer sieht, die in der Mühlstraße herumirren. Die noch magere Begrünung hält die Künstlerin ebenfalls für "sehr ergänzungsbedürftig, eine große Fläche wie der Untermüllerplatz braucht eben große Bäume". Dort seien auch Pflanzungen vorgesehen, sagt Bürgermeister Herbert Kirsch: An der Südseite sollen noch fünf weitere Kronen den Platz beschatten - zusätzlich zu den zehn Bäumen, die den Umbau des Untermüllerplatzes überstanden haben. Kirsch ist mit der Entwicklung der Mühlstraße mehr als nur zufrieden: "Müsste man es noch einmal planen, würden wir es genau so machen". Auf den Bachlauf bezogen folgt jedoch eine Einschränkung: Wenn der nun am Absturz eventuell mit Geländern verbaut werden müsste, wäre das auch aus Kirschs Sicht sehr bedauerlich.

Michael Moser vermisst in der neuen Mühlstraße noch mehr Grün. (Foto: Georgine Treybal)

"Die neue Mühlstraße wird extrem gut angenommen", sagt Gemeinderat Martin Brink. Die Besucherzahlen in Dießen seien heuer stark gestiegen, woran auch der herrliche Sommer und der Trend zum Rad- und Wandertourismus ihren Anteil hätten. Doch der Kommunalpolitiker und Wirt des Unterbräus hat zudem registriert, dass "jetzt mehr Gäste als vorher entlang der Mühlstraße flanieren, es zieht die Leute richtig nach oben." Brink hatte die Umgestaltung von Anfang an mitgetragen, auch wenn er dadurch die Terrasse im Westen des Gasthofs eingebüßt hat. Doch dafür kann er nun mehr Tische an der Südseite zum Untermüllerplatz aufstellen. Aus seiner Sicht habe der Grundstückstausch mit der Gemeinde zu einer sinnvollen Arrondierung des Unterbräus geführt. Von seinen Hotelgästen werde die Umgestaltung meist positiv beurteilt, sagt Brink: "Wo sich allerdings die Geister scheiden, ist der Wasserfall". Einige vermissten das Betonbauwerk am Südende des Untermüllerplatzes, aber viele hätten sich auch früher über das laute Rauschen beschwert.

Zwei Jahre lang wurde in der Mühlstraße gearbeitet, um sie auf 420 Meter Länge mit Natursteinpflaster in eine verkehrsberuhigte Zone zu verwandeln. Die ausführenden Firmen werden von allen Anliegern ausdrücklich gelobt: Die Arbeiter waren flink und sehr bemüht, die Belästigungen in der Bauphase so gering wie möglich zu halten. Sieben Brücken oder Stege waren zu errichten, Wasserrohre und Kanäle wurden erneuert und mit einer Regenwasserleitung ergänzt - das gesamte Projekt hat einen finanziellen Umfang von 8 Millionen Euro. Für den Abschluss war Anfang November anvisiert worden, wahrscheinlich werden die Arbeiter einige Wochen früher fertig. Doch bis zur offiziellen Einweihung könnte es noch bis zum kommenden Frühjahr dauern, sagt Kirsch. Denn dazu soll auch die acht Meter hohe Skulptur von Matthias Rodach am Untermüllerplatz enthüllt werden, deren Fertigstellung noch nicht abzusehen sei. Für die Ladenbesitzer und Anwohner gibt es bereits zuvor reichlich Gelegenheit zum Feiern: Am 10. Oktober steigt zum vierten Mal die Dießener Musiknacht. Und an diesem Sonntag öffnen die Geschäfte der Mühlstraße von 11 bis 17 Uhr zum Markt. Der Gewerbeverband hat dazu ein buntes Rahmenprogramm zusammengestellt: mit Blaskapelle und Shanty-Chor, Bungee-Trampolin, "Air Emotion"-Kran-Rundflügen und Walking Waterballs, die man auf einem 10 mal 10 Meter großen Becken ausprobieren kann.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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