Dießen:Sieg der Vernunft

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Gemeinderat Dießen lehnt Wasserrad am Mühlbach ab

Von Armin greune, Dießen

Die Idee, mit der Wasserkraft des Mühlbachs in Dießen Strom zu erzeugen, hat der Gemeinderat nun endgültig verworfen. Mit der Tieferlegung des Mühlbachs und dem gerade erfolgten Abbau des Wasserfalls am Untermüllerplatz sind die Chancen für eine lukrative Energiegewinnung verbaut worden, wie Tiefbauingenieur Stefan Wöllisch in der Sitzung am Montag erläuterte. Für ein Wasserrad sprächen eher Motive wie Denkmalpflege, Tourismus oder Dorferneuerung. "Romantik oder Stromerzeugung?" war sein Kurzreferat überschrieben, mit dem er auf Antrag der Freien Wähler drei potenzielle Standorte für ein Wasserrad am Mühlbach einer Prüfung unterzog.

Die simple Physik bedinge, dass Wasserdurchlauf (im Mittel 0,5 Kubikmeter pro Sekunde) und Fallhöhe über den Energieertrag aus der Wasserkraft entscheiden: Deshalb könne am vormaligen Ort des Wasserfalls (Fallhöhe jetzt nur noch 35 Zentimeter) oder noch weiter bachabwärts "kein Tropfen Strom" erzeugt werden. Einzig der Standort am Kino käme in Betracht, weil dort noch 1,40 Meter Fallhöhe zur Verfügung stünden, sagte Wöllisch. Doch müsste das Wasserrad, das nur unterschlächtig konstruiert werden kann und deshalb bloß einen Wirkungsgrad von unter 50 Prozent erreicht, einen Durchmesser von 4,80 Meter aufweisen. "Das dreht sich schön und macht auch Lärm", doch zum Schutz vor Vandalismus und für Kinder müsste das Bauwerk eingehaust werden. Davor wären Rechen und Schütz einzubauen, die gegebenenfalls von Treibgut gereinigt werden müssten. Baukosten von insgesamt 80 000 Euro stellte Wöllisch einem Ertrag von drei Kilowatt gegenüber: Dies reiche zur Eigenversorgung von etwa sechs Haushalten, nach zwölf Jahren hätte sich die Investition amortisiert.

2011 hatte er die Stromversorgung von bis zu 100 Haushalten in Aussicht gestellt - doch damals war Wöllisch noch von einer oberschlächtigen Turbine am 3,40 Meter hohen Wasserfall ausgegangen. Entsprechend ernüchtert zeigten sich nun die Gemeinderäte: Edgar Maginot (CSU) war das Wasserrad für den geringen Ertrag "einfach zu teuer". Peter Fastl (FW) fand die Konstruktion "sicher nicht passend am Kino". Dort, im Wohngebiet, wären wohl zumindest nachts die Emissionen zu hoch, sagte Bürgermeister Herbert Kirsch (Dießener Bürger). "Man sollte den Lärm nicht außer acht lassen", bestätigte Hannelore Baur (SPD), die in Weilheim neben einem Wasserrad arbeiten muss. Bei einer Gegenstimme entschieden die Gemeinderäte, auf den Bau eines Wasserkraftwerks am Mühlbach zu verzichten. Man will aber die private Initiative der Fischerfamilie Gastl unterstützen, die an ihrem Gebäude ein rein dekorativen Zwecken dienendes Wasserrad plant.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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