Dießen:Schlecht koordiniert

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Ehrenamtliche Helfer kritisieren Betreuung der Flüchtlinge und fordern einen Runden Tisch. Anerkannte Asylbewerber finden keine Wohnungen

Von Peter Bierl, Dießen

Die Betreuung der Asylbewerber in Dießen ist mangelhaft. So lautet jedenfalls die Einschätzung von Rainer Michler vom Helferkreis. Zur Zeit leben etwa 170 Flüchtlinge in sieben Einrichtungen und Wohnungen in Dießen. Ein Hausmeister und seine Frau als Halbtagskraft sind für die Sozialbetreuung von etwa 150 Menschen in den großen Einrichtungen zuständig, und sie sollen die ehrenamtlichen Helfer koordinieren, berichtete Rainer Michler am Montag in der Gemeinderatssitzung.

Ein weiteres Problem ist, dass anerkannte Asylbewerber im teueren Dießen kaum eine Chance haben, eine Wohnung zu finden. Vorläufig bleiben sie als "Fehlbeleger" in den Unterkünften. Eigentlich sind sie Obdachlose, um die sich die Gemeinde kümmern muss. "Es gibt keine realistische Möglichkeit, die Leute hier unterzubringen", warnte Michler.

Er beklagte das "Hickhack" zwischen Landratsamt und Rotem Kreuz über die Betreuung sowie unklare Strukturen und Kompetenzen. Das Rote Kreuz zieht sich zurück, die Kreisbehörde will die Sozialbetreuung selbst übernehmen. Notwendig seien aber lokale Lösungen für die Flüchtlinge in Sachen Betreuung, Wohnen, Ausbildung und Jobs, sagte Michler. So hätten es die Helfer geschafft, dass Flüchtlinge Integrationskurse in Weilheim besuchen können, wo sie per Bahn leicht hinkommen, statt umständlich nach Landsberg fahren zu müssen. Obendrein mangele es an Helfern, insbesondere in der Unterkunft in Bischofsried. Für die Helfer sei eine Koordination in Dießen notwendig. "Es fehlen klare Strukturen und das belastet die Leute. Es erschließt sich nicht von selbst, was auf sie zukommt", berichtete Rainer Michler, der sich selbst seit mehr als zwei Jahren engagiert.

Auf der Bürgerversammlung zum Thema Asyl in Riederau im Februar hatten die Helfer die Probleme bereits angesprochen und ähnliche Vorschläge gemacht. Seitdem hat sich von Seiten der Behörden anscheinend wenig getan. Michler schlug einen Runden Tisch mit allen Beteiligten in Dießen vor, den die Kommune einrichten sollte, was Bürgermeister Herbert Kirsch (Dießener Bürger) aufgriff. Kirsch forderte, in Dießen ein Büro einzurichten, notwendig sei auch eine Koordination vor Ort. "Jemand, der in Landsberg sitzt, der nützt uns nichts", sagte der Bürgermeister. Er möchte einen Vertreter des Landratsamtes in die nächste Gemeinderatssitzung bitten, um Stellung zu nehmen.

Auch Erich Schöpflin (SPD) und Beatrice von Liel (Dießener Bürger) forderten, eine hauptamtliche Stelle vor Ort einzurichten. Eine dezentrale Organisation sei wichtig, sagte Schöpflin. Wohnungen für anerkannten Flüchtlingen seien nötig, schon weil nach der Quote insgesamt 300 Asylbewerber in Dießen untergebracht werden sollen. Er wies daraufhin, dass in Riederau manche Flüchtlinge schon seit drei Jahren leben, ohne dass über ihren Antrag entschieden wurde. Hannelore Baur (SPD) und Susanne Plesch (CSU) wollen die Bürger noch mal dazu aufrufen, sich als Helfer zur Verfügung zu stellen. Christine Stedele, Ortssprecherin von Obermühlhausen, rief dazu auf, Fahrräder zu spenden. Außerdem werde jemand gesucht, der sie bei der Reparatur anleiten könnte, was Michael Hoffmann (Bayernpartei) zu dem Kommentar animierte, ob die Flüchtlinge das denn nicht selber könnten.

Stefele berichtete, dass die Flüchtlinge am Wochenende kaum aus dem Dorf weg können, weil nur morgens und mittags ein Bus fährt. Sinnvoll wäre, den Ortsbus öfter einzusetzen. Stedele warnte vor einer neuen Linie des Landratsamtes, Flüchtlinge zentral in und um Landsberg unterzubringen. Das hätte Auswirkungen auf die Betreuung vor Ort. "Ich habe Angst, dass wir in Obermühlhausen hinten runterfallen", warnte die Ortssprecherin.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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