Sängerin:Melancholisches Mädchen

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Ausdrucksstark: Hannah Permanetter mit Gitarrist Jonas Holle und Trompeter Matthias Lindermayr. (Foto: Arlet Ulfers)

Mit ihrer neuen Band "Port Noo" ist Hannah Permanetter ihren traurigen Stimmungen treu geblieben. Das erzeugt wunderbare Wohlklangerlebnisse - doch noch mangelt es an rhythmischen Akzenten

Von Armin Greune, Dießen

Mit der Zeile "I could die at this Moment" beginnt der Auftritt. Und in der ersten Zugabe singt Hannah Permanetter, wie sie bittere Tränen vergießt, "weil manche Dinge vorbei sind und nicht wiederkommen", wie selbst bei der Ansage von "Forever gone" erklärt. Dazwischen liegt ein Konzert ihrer taufrischen Gruppe Port Noo, das streckenweise auch das Publikum im "Maurerhansl" tief bewegt. Das aber auch ein wenig unter einer gewissen Monotonie leidet, weil alle Instrumente in ähnlicher Stimmlage wie Permanetters Gesang klingen und dem Programm rhythmische Akzente abgehen.

Aber das kann ja alles noch werden: Nur zwei Monate sind seit der Gründung der Band vergangen, und Dießen ist die erste Station auf einer fünf Auftritte umfassenden Tournee, die nach einer Warm-Up-Show in Permanetters Wahlheimat Berlin gestartet ist. Mit ihrer bis vor sechs Monaten bestehenden, von der Kritik viel beachteten Indiefolk-Band Dear Henry Bliss hatte sie schon vor zwei Jahren ein Gastspiel in Dießen gegeben. Zu ihrem zweiten Auftritt dort kam jedoch deutlich weniger Publikum: Nur etwa 30 Zuhörer durfte Gastgeber Sebastian Goy begrüßen, zumeist Stammgäste seiner Veranstaltungsreihe "Letzte Montage".

Diesmal musste die in München aufgewachsene Musikerin auch ohne Rhythmusgruppe auskommen, selbst Schlagzeuger Charlie Layton wurde erst zum Konzert in München am folgenden Tag erwartet. Mit Matthias Lindermayr an der Trompete und dem E-Gitarristen Jonas Holle standen Permanetter aber zwei bemerkenswerte Instrumentalisten zur Seite, die sie freilich erst vor der letzten Nummer des Abends dem Publikum vorstellte - auch dies ein Zeichen dafür, dass sie in Dießen von leichtem Premierenfieber infiziert war. Ihren Themen und Stimmungen ist Permanetter auch mit Port Noo - benannt nach einem Sehnsuchtsort an der irischen Nordküste - treu geblieben: Melancholie, Nostalgie, Verlassenwerden und Tod. All dies trägt sie mit klarer, sehr ausdrucksstarker Stimme vor, die Emotionen auch in Nuancen mitzuteilen vermag - wie etwa bei "Haven't you heard" besonders schön zur Geltung kam. Den melodisch ausbalancierten, prägnanten Balladen haucht Lindermayrs Trompete immer wieder etwas Hymnisches ein.

Das kann zum wunderbaren Wohlklangerlebnis führen, wenn Permanetter an Keyboards und Mikro gemeinsam mit Holle und Lindermayr einen so dichten Sound-Teppich webt, dass man als Zuhörer ganz darin versinken kann. Doch hätten ein paar schwungvollere Nummern zur Abwechslung dem Konzertablauf mehr Leben eingehaucht. Ansatzweise war dies etwa bei "The Trouble is" spürbar, wo Mitmusiker "Mr. TV" - der betagte Röhrenfernseher auf der Bühne - Bass- und Violinklänge vom Band beisteuerte.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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