Dießen:Mediterrane Winterhalle

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Tische und Stühle im Bahnhofsbistro sind aus recyceltem Teak, die Regale aus Eiche und Olivenholz. (Foto: Georgine Treybal)

Das neue Dießener Bahnhofsbistro mit Kaffeerösterei kommt beim Publikum gut an. Einige Gemeinderäte kritisieren aber, das Lokal sei so für Vereine schlecht zu nutzen

Von Armin Greune, Dießen

Seit vier Wochen ist das Bistro "Mercatino" in der früheren Winterhalle des Dießener Bahnhofs in Betrieb, und es wird offenbar von den Kunden sehr gut angenommen. Auf der kommunalpolitischen Ebene allerdings weniger. Kaum hatte das kleine Lokal für bis zu 40 Personen geöffnet, hagelte es Kritik aus den Reihen des Gemeinderats: Der 68 Quadratmeter große Gastraum wäre kaum noch von Vereinen zu nutzen, die historischen Fliesen an den Wänden seien von Weinregalen verdeckt. Der vertraglich zugesagte Kioskbetrieb wurde lautstark eingefordert.

Es dauerte acht Tage, bis der Pächter David Hauer auch damit aufwarten konnte. Inzwischen können sich die Kunden montags bis samstags von sechs Uhr morgens an mit Kaffee, frischem Gebäck oder Zeitungen eindecken und werden dazu ins warme Innere das Bahnhofs eingeladen. Den frühen Kioskdienst übernehmen fünf Kollegen im Wechsel. Auch Jörg Lattek ist eine Schicht zugeteilt, obwohl er kein Angestellter Hauers ist, sondern einen Shop im Shop leitet. Der Kaffee-Liebhaber hat im Bahnhof die erste Rösterei am Ammersee-Westufer installiert. Bohnen aus drei reinen Sorten und drei Mischungen werden frisch verarbeitet, was den Produkten in der Tasse ein beeindruckendes Aroma verleiht. Lattek ist vor zwei Jahren vom Niederrhein nach Dießen gezogen, er hat Hauer am vorigen Mercatino-Standort in Fischen kennengelernt. Als er von den Plänen des Wirts hörte, bot er sich als IHK-zertifizierter Kaffeeröster für das Bahnhofsbistro an.

Er war nicht der einzige Gast, der von Fischen nach Dießen mitzog, hat Hauer festgestellt. Zu den alten Stammkunden seien inzwischen auch viele Dießener gestoßen: "Es hat sich super angelassen, ich bin sehr zufrieden", meint der gelernte Koch: Täglich serviert er 40 bis 80 Mittagessen. Die Gäste haben die Wahl zwischen zwei wechselnden warmen Gerichten, Panini und Foccacia. Beim Belag kann man aus dem breiten Angebot des angeschlossenen, italienischen Lebensmittelmarkts wählen. Das Bistro ist zum Teil mit dem Inventar aus Fischen eingerichtet: Tische und Stühle sind aus recyceltem Teak, die Regale aus kroatischer Eiche und Olivenholz. Neben Fliesen mit Sumpfläufer, Wachtelkönig und andren Vögel verbreiten hunderte Weinflaschen das Ambiente einer italienischen Trattoria.

Freitag und Samstag ist das Lokal zusätzlich abends von 19 bis 23 Uhr geöffnet. "Die nächsten drei Wochen sind wir aber schon komplett ausgebucht", sagt Hauer. Zweimal hatte er bereits für Veranstaltungen örtliche Vereine zu Gast: Sportler und die CSU nahmen das vertraglich abgesicherte Recht in Anspruch, das Bistro nach rechtzeitiger Anmeldung als Mehrzweckraum ohne Verzehrzwang zu nutzen.

Der Dießener SPD genügte das nicht: Erich Schöpflin beantragte im Gemeinderat, dort im Januar zwei Wochen lang eine Ausstellung mit 25 Stellwänden zu zeigen. Einen konkreten Anlass konnte Schöpflin nicht vorbringen: "Wir wollten eigentlich nur wissen, ob das geht", räumte er ein. Deshalb war für ihn das als Alternativstandort vorgeschlagene Rathaus auch nicht wirklich ein Angebot.

Der SPD-Antrag wurde schließlich mit 20 gegen fünf Stimmen abgelehnt. Beatrice von Liel (DB) etwa wollte dem Pächter "keine Steine in den Weg legen", denn "viele Dießener sind vom gemütlichen Raum und der guten Stimmung dort begeistert". Dennoch will Bürgermeister Herbert Kirsch im Gespräch mit dem Pächter nun die generellen Kriterien festlegen, nach denen Vereine das Lokal nutzen können.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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